In einer Zeit des Fachkräftemangels und zunehmender Globalisierung greifen viele zurück, oft auch in Kombination mit Remote-Teams. Diese bringen nicht nur wertvolle Kompetenzen mit, sondern bereichern auch die kulturelle Vielfalt am Arbeitsplatz. Um jedoch eine gute Arbeitsatmosphäre zu schaffen und die Leistung zu steigern, ist es wichtig, die deutsche Arbeitskultur zu verstehen.

Auch wenn sich kulturelle Missverständnisse bei After-Work- Veranstaltungen sehr gut als Gesprächsthema eignen - am Arbeitsplatz sorgen sie eher für Irritationen oder sogar zu Konflikten. Daher ist es besser, mögliche Stolperfallen zu vermeiden, um die Arbeitsleistung und die Zufriedenheit langfristig hochzuhalten.

Deutsche Unternehmen schätzen Effizienz, Pünktlichkeit und eine strukturierte Arbeitsweise. Diese Werte prägen viele Bereiche des Arbeitsalltags: Deutsche legen nicht nur großen Wert auf die Einhaltung von Zeitplänen und Fristen, sondern die meisten Firmen sind auch klar organisiert und haben gut geplante Abläufe. Aufgaben und Verantwortungen sind eindeutig verteilt. Die Kommunikation ist oft direkter und formeller als in anderen Kulturen. Direktes Feedback sowie Titel und Anredeformen spielen dabei eine wichtige Rolle.

Top-down-Hierarchie

Die Hierarchie in deutschen Unternehmen ist meist klar definiert und vertikal aufgebaut. Titel und Formalität spielen eine wichtige Rolle. Es ist üblich, die Kollegschaft und Vorgesetzte mit ihrem Titel und Nachnamen anzusprechen, besonders in formellen Situationen. Statt Frau Dr. Andrea Schreiber einfach Frau Schreiber zu nennen, sollten Sie sie als Frau Dr. Schreiber ansprechen, es sei denn, sie schlägt Ihnen eine andere Form der Anrede vor.

Entscheidungen werden in der Regel von oben nach unten getroffen, und jede/r Mitarbeitende kennt ihre oder seine Rolle und Verantwortung innerhalb der Hierarchie. Entscheidungsprozesse sind gründlich und mehrere Ebenen müssen sie absegnen. Daher können Entscheidungen länger dauern, sind dafür aber gut durchdacht

Lourdes, eine Ingenieurin aus Spanien, arbeitet beispielsweise in einem deutschen Maschinenbauunternehmen. Nachdem sie einen Projektvorschlag eingereicht hatte, war sie überrascht, wie lange es dauerte, bis eine Entscheidung getroffen wurde. Sie fragte sich, ob ihr Vorschlag vielleicht gut genug war. Tatsächlich durchlief er jedoch einen umfassenden Überprüfungsprozess. Zuerst wurde er von ihrer Vorgesetzten geprüft, gründlich bewertet und mehrfach angepasst, bevor die Abteilungsleitung und Geschäftsführung ihn schließlich genehmigten.

Es ist hilfreich, die hierarchischen Strukturen zu verstehen und zu respektieren. Wenn Sie für ein deutsches Unternehmen arbeiten, sollten Sie sich mit dem Organigramm vertraut machen und auch auf „versteckte Hierarchien“ achten. Seien Sie geduldig, wenn einige Ideen, Vorschläge und Fragen länger dauern.

Direkter Kommunikationsstil

Deutsche sind bekannt für ihre direkte und klare Art der Kommunikation. Sie sagen oft genau, was sie meinen, ohne ,,um den heißen Brei zu reden‘‘ oder höfliche Floskeln zu verwenden. Dies kann für Menschen aus Kulturen, die indirekter kommunizieren, ungewohnt oder sogar unhöflich wirken. Deutsche schätzen jedoch an ihrer Feedback-Kultur, dass diese offen und ehrlich ist. Kritik wird direkt geäußert und dient der persönlichen Verbesserung und Weiterentwicklung, nicht als persönlicher Angriff.

John, ein amerikanischer Marketingspezialist, arbeitet für ein deutsches Automobilunternehmen. Als er eine neue Marketingkampagne präsentiert hatte, war er überrascht, als er direktes, kritisches Feedback von einem Teammitglied erhielt. Er fragte sich, ob die andere Person sauer auf ihn sei. Doch direkt nach dem Meeting ging das Team zusammen zum Mittagessen, und John hatte ein nettes, lockeres Gespräch mit seinem Kollegen. Da verstand er, dass das Feedback nicht persönlich gemeint war.
 

Wenn Sie in einem deutschen Arbeitsumfeld erfolgreich sein möchten, sollten Sie , besonders wenn Sie konkrete Erwartungen an Ihre Kollegen haben. Anstatt zu sagen: „Es wäre wirklich toll, hier Unterstützung zu bekommen“, sollten Sie so konkret wie möglich sein. Zögern Sie nicht, direkt auszudrücken, was Sie möchten. Das kann so aussehen: „Ich brauche Unterstützung bei dem Projekt. Kannst du mir am Mittwoch oder Freitag diese Woche für eine Stunde dabei helfen?“

Gute Work-Life-Balance

. Typische Arbeitszeiten sind von 9 bis 17 Uhr, wobei Überstunden eher die Ausnahme als die Regel sind. Die Arbeitszeiten gelten in der Regel als fest, es sei denn, es besteht eine sogenannte „Gleitzeit“-Regelung. Das bedeutet, dass die Arbeitszeiten in gewissem Rahmen flexibel sind, insbesondere wenn man von zu Hause aus arbeitet.

In deutschen Unternehmen ist das Arbeiten von zu Hause und die Möglichkeit der flexiblen Arbeitszeit zunehmend üblich. Damit möchten Unternehmen den Bedürfnissen der Mitarbeitenden gerecht werden und eine bessere Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben schaffen. Dennoch gibt es immer noch Unternehmen, die tatsächliche Anwesenheit im Büro fordern, um Teamzusammenhalt und Produktivität hochzuhalten. Diese Unternehmen sind der Meinung, dass persönliche Interaktionen eine bessere Kommunikation und Zusammenarbeit fördern und dass die Anwesenheit im Büro hilft, eine stärkere Unternehmenskultur zu schaffen.

Je nachdem, bei welchem Unternehmen Sie arbeiten, haben Sie möglicherweise die Möglichkeit, sich an After-Work-Veranstaltungen, Betriebssport oder Betriebsausflügen zu beteiligen. Dies hat den Vorteil, dass Sie wichtige soziale Kontakte am Arbeitsplatz knüpfen können – und sich leichter in Ihre neue Umgebung einleben.

Klingt das alles ein bisschen herausfordernd? Nun, das ist es auch. . Deutsche Arbeitnehmer haben zum Beispiel Anspruch auf mindestens 20 Tage Urlaub pro Jahr (bei einer 5-Tage-Woche) – und oft gibt es noch mehr. In der Regel kann man mit 30 Urlaubstagen rechnen. Klingt das nicht verlockend?