Mateusz Osiecki: „Kerosinsteuern für alle EU-Länder“
- 2020-10-15
- Miriam Hoffmeyer
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#DAADalumni4EU – Ideas for Europe – Dr. Mateusz Osiecki, Poland
Dr. Mateusz Osiecki, 29, ist Pole und seit dem 1. Oktober 2020 Lehrbeauftragter am Institut für Luft- und Weltraumrecht der Lazarski-Universität in Warschau. Zuvor lehrte er internationales öffentliches Recht an der Universität Lódz. Thema seiner Dissertation waren rechtliche Aspekte im Zusammenhang mit internationalem Flugzeugterrorismus. 2017 verbrachte Osiecki einen viermonatigen DAAD-geförderten Forschungsaufenthalt an der Universität Köln.
„Ich bin von Flugzeugen begeistert, seit ich ein kleiner Junge war. Aber zugleich ist mir klar, dass Fliegen viel umweltfreundlicher werden muss. Bekanntlich wurde die europäische Luftfahrt durch die Corona-Pandemie schwer getroffen. Mein Traum ist, dass sie sich wieder erholt und dass dabei der Green Deal eingehalten wird, den die EU-Kommission 2019 verabschiedet hat. Er sieht vor, die CO2-Emissionen aller Verkehrsmittel – auch von Zivilflugzeugen – bis zum Jahr 2050 um 90 Prozent zu senken. Ein ehrgeiziges Ziel! Aber ich bin überzeugt davon, dass es erreichbar ist.
Zunächst muss der Gemeinsame Europäische Luftraum vollständig verwirklicht werden, damit der Flugverkehr möglichst reibungslos funktioniert. Die EU-Staaten haben immer noch eine Vielzahl unterschiedlicher Regeln und Verfahren, was täglich zu Verzögerungen an den Flughäfen führt. Und Flugzeuge, die mit laufenden Triebwerken am Boden darauf warten, abheben zu können, verbrauchen sehr große Mengen an Kerosin. Einheitliche Regeln und Verfahren würden nicht nur Emissionen senken, sondern den gesamten Flugverkehr effizienter und billiger machen.
Auch wenn man es von einem Flugzeugfan wie mir vielleicht nicht erwartet: Ich halte es für notwendig, in der ganzen Europäischen Union Kerosinsteuern einzuführen. Bisher haben sich nur die Niederlande und Norwegen dazu entschieden. In anderen EU-Staaten ist Kerosin die einzige Energiequelle, die nicht besteuert wird. Die Besteuerung sollte umsichtig und schrittweise eingeführt werden, aber sie könnte die Technologie-Giganten anspornen, die Entwicklung umweltfreundlicher Technologien zu beschleunigen. Schon heute wird ja daran gearbeitet, Flugzeuge mit Wasserstoffantrieb zu entwickeln, erste Testflüge sollen in 15 Jahren stattfinden. Solche Flugzeuge würden praktisch keine Emissionen und auch keinen Lärm verursachen.
Das DAAD-Alumni-Event bot die großartige Gelegenheit, unterschiedliche Stimmen zur Zukunft Europas zu hören – von Themen wie nachhaltiger Entwicklung über Bildung bis zur Beziehung zu Großbritannien nach dem Brexit wurden alle Themen diskutiert, die das Leben der EU-Bürger in den kommenden Jahren bestimmen werden. Ich freue mich schon auf das nächste Live-Event.