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Sotiris Mitralexis: „Eine gemeinsame Wirtschafts- und Finanzpolitik“

#DAADalumni4EU – Ideas for Europe – Dr. Sotiris Mitralexis, Greece

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Sotiris Mitralexis, 32, stammt aus Griechenland und hat drei Doktortitel erworben: in Philosophie, Theologie und Politikwissenschaft. Während seines Bachelorstudiums der klassischen Philologie verbrachte er ein Semester als Erasmus-Stipendiat an der Freien Universität Berlin. Dort schrieb er von 2011 bis 2014 auch seine philosophische Dissertation, die mit einem DAAD-Stipendium gefördert wurde. Heute ist er Lehrbeauftrager für Philosophie an der Universität Athen sowie Visiting Research Fellow an der britischen University of Winchester.

„Ich gehöre zu einer Generation, die die europäische Einigung nicht erst erreichen musste, sondern schon in die EU hineingeboren wurde. Das bedeutet auch, dass viele Menschen die EU nicht mehr als Errungenschaft sehen, sondern sie für sämtliche existierenden Probleme verantwortlich machen. Ich bin überzeugt, dass man versuchen muss, die Unzufriedenen wieder einzubinden. Ein Mittel dazu wäre mehr Transparenz: Ich finde, dass Sitzungen des Europäischen Rats, der Eurogruppe oder des Rats für Wirtschaft und Finanzen (ECOFIN) live übertragen werden sollten. Das klingt für einige vielleicht nach einer verrückten Idee – aber beispielsweise Parlamentssitzungen werden heute schon ganz selbstverständlich live übertragen. Warum soll das bei den Sitzungen der Exekutive nicht möglich sein?

Einer der Hauptvorwürfe der Unzufriedenen ist ja, dass man nicht nachvollziehen könne, wie wichtige Entscheidungen der EU zustandekommen, die entscheidend in das Leben ihrer Bürgerinnen und Bürger eingreifen. Dieser Vorwurf würde durch mehr Transparenz obsolet.

Diskussionen zur Zukunft Europas wie zum Beispiel die DAAD-Alumniveranstaltung zeigen, dass ganz normale Bürger, die sich für das europäische Projekt interessieren, ihre Stimme erheben können. Diese Vielstimmigkeit ist von großer Bedeutung.

Ein anderer wichtiger Punkt: Ich glaube, dass nichts die Zukunft Europas stärker gefährdet als die Denkweise: ,Dein Verlust ist mein Gewinn.‘ Das hat sich gerade erst wieder sehr deutlich am Widerstand einiger Mitgliedsländer gegen die Corona-Bonds gezeigt. Sie wollen nicht für andere EU-Staaten in Haftung genommen werden. Aber ohne Corona-Bonds und Euro-Bonds, die auch ein Zeichen von Vertrauen sind, gibt es meiner Ansicht nach keine Zukunft für Europa.

Eine gemeinsame Wirtschafts- und Finanzpolitik, die die gemeinsame Schuldenhaftung einschließt, ist notwendig. Gerade in der aktuellen Krise kann die EU nicht stehen bleiben, wo sie jetzt ist, denn das würde die Nationalisten in den einzelnen Ländern nur stärken. Stattdessen sollten wir den Weg zur tieferen Vereinigung weitergehen. Das bedeutet letztlich eine Beziehung zwischen den EU-Staaten, wie sie in Deutschland zwischen der Bundesebene und den Bundesländern besteht.“

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