Eine Mentorin für junge Akademikerinnen aus Nigeria
- 2025-02-25
- Ulrike Scheffer
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
Es geht darum, ein integratives Umfeld zu schaffen, in dem Unterschiede respektiert, geschätzt und zum Nutzen aller eingesetzt werden, um gleiche Chancen für alle zu gewährleisten.
Oluwatoyin A. Odeku hat schon in ihrer Jugend gelernt, wie schwierig es für Frauen sein kann, eine akademische Laufbahn einzuschlagen. „Nur wenige meiner Freundinnen schafften es an die Universität. Viele heirateten früh und mussten sich entsprechend früh um eine Familie kümmern“, erklärt die Professorin für Pharmazie aus Ibadan in Nigeria. Von Chancengleichheit könne nicht die Rede sein.
Später erlebte die heute 58-jährige Wissenschaftlerin, wie junge, talentierte Studentinnen ihr Studium oder die Promotion abbrechen mussten, weil sie familiär zu stark eingebunden waren oder ihre Ehemänner das Studium nicht unterstützten. Doch Oluwatoyin A. Odeku machte auch die Erfahrung, dass viele Probleme der Frauen lösbar sind und sie mit ein wenig Unterstützung den Traum von einer akademischen Laufbahn verwirklichen können.
Die Bedeutung von Mentoring für Frauen in der Wissenschaft
Eine administrative Mitarbeiterin der Fakultät, in der Oluwatoyin A. Odeku arbeitet, wollte eigentlich in Jura promovieren. Wegen ihrer drei Kinder und der Notwendigkeit, Geld zu verdienen, hatte sie aber keine Zeit mehr für die Forschung. Mit Unterstützung von Oluwatoyin A. Odeku, damals Dean der pharmazeutischen Fakultät der Universität Ibadan, schaffte auch sie es schließlich, ihre Arbeit abzuschließen. „Wir haben uns zusammen hingesetzt und einen Plan gemacht, wie sie sich organisieren muss, um täglich zwei Stunden Zeit für die Arbeit an der Promotion zu finden“, sagt Oluwatoyin A. Odeku. Heute arbeitet die Frau als Senior Lecturer an einer Hochschule.
Oluwatoyin A. Odeku wurde durch Beispiele wie diese deutlich, wie wichtig ein gutes sein kann, um Frauen akademische Karrieren zu ermöglichen. 2018 beteiligte sie sich an einem von der US-amerikanischen Entwicklungsagentur USAID finanzierten Programm zur Förderung der Hochschulbildung von Frauen. In diesem Rahmen entwickelte sie ein strukturiertes Mentoringprogramm für junge Akademikerinnen aus Nigeria. Das Programm bringt erfahrene Wissenschaftlerinnen mit Nachwuchsakademikerinnen zusammen. Aktuell werden auf diese Weise 140 Frauen gefördert. „Sie erhalten ein intensives persönliches Coaching, außerdem zeigen wir den Frauen Stipendien- und andere Fördermöglichkeiten auf.“ 2021 erhielt Oluwatoyin A. Odeku für ihr Engagement den der .
Bildungshürden für Frauen in Nigeria
Frauen in Nigeria müssen oftmals große Hindernisse überwinden, wenn sie in der Fuß fassen wollen. Schon bei der sind Mädchen benachteiligt. In einigen Regionen des Landes sei es nicht unüblich, Mädchen schon mit 13 Jahren zur Heirat zu zwingen, erklärt Oluwatoyin A. Odeku. „Damit endet dann auch der Schulbesuch.“ Viele Familien könnten es sich zudem nicht leisten, allen Kindern eine höhere Schulbildung zu finanzieren. „Meist wird den Jungen der Vorzug gegeben.“
Insgesamt sei der gesellschaftliche Druck gerade für Frauen hoch, möglichst früh zu heiraten und Kinder zu bekommen, erläutert Oluwatoyin A. Odeku. „Eine Frau, die mit Mitte 20 nicht verheiratet ist, ist nicht gut angesehen. Frauen, die sehr gebildet sind, gelten zudem als zu eigenwillig.“ Viele Familien fürchteten, dass ihre Töchter zu unabhängig werden und keinen Mann finden könnten, wenn sie die Universität besuchen. Männer fürchteten nicht selten, ihre Frauen könnten ihnen überlegen sein, wenn sie einen Universitätsabschluss haben. „All das macht es jungen Frauen schwer, sich für eine akademische Karriere zu entscheiden und dabei zu bleiben.“
„Der wichtigste Erfolg meiner Karriere ist das Mentoringprogramm.“
Oluwatoyin A. Odeku selbst konnte sich stets auf die Unterstützung ihrer Familie verlassen. Ihre Eltern waren bestrebt, all ihren Kindern eine gute Ausbildung zu ermöglichen. „Wir sind sieben Geschwister und haben alle eine Universität besucht“, berichtet sie. Auch ihr Mann habe immer hinter ihr gestanden, erzählt sie. Gemeinsam mit ihm hat Oluwatoyin A. Odeku drei Kinder großgezogen und gleichzeitig eine beeindruckende wissenschaftliche Karriere hingelegt.
Sie forschte an der Hebräischen Universität in Jerusalem, war als Gastprofessorin unter anderem in Bonn, Potsdam und Accra tätig und arbeitet in internationalen Forschungsgruppen. Im Laufe ihrer Karriere erhielt sie zahlreiche Auszeichnungen und Stipendien, darunter ein der Alexander von Humboldt-Stiftung . Oluwatoyin A. Odeku ist Mitglied der Akademie der Wissenschaften Nigerias und der Afrikanischen Akademie der Wissenschaften. Außerdem ist sie Vertrauenswissenschaftlerin der Humboldt-Stiftung für Nigeria.
Als einen ihrer wichtigsten Erfolge betrachtet sie jedoch das Mentoringprogramm. „Eine Evaluierung hat gezeigt, dass 90 Prozent der Frauen, die teilgenommen haben, ihre Ziele erreichen konnten. Das ist eine sehr schöne Bestätigung.“