Globale Lösungen für mehr Ernährungssicherheit

SDG Ziel 2: Kein Hunger
Kenianische Gemüsebäuerin trägt eine Kiste Spinat auf dem Kopf
© Getty Images/boezie

Die Zahl der Hungernden weltweit ist nach wie vor alarmierend groß. 2023 waren nach Schätzungen der Welternährungsorganisation FAO bis zu 757 Millionen Menschen von Ernährungsunsicherheit und Mangelernährung betroffen – trotz der umfangreichen Hilfsgelder, die jedes Jahr zur Bekämpfung des Hungers ausgegeben werden. Auf der „Ensuring Food Security by Empowering Vulnerable Populations Beyond External Aid“ am 16. August stellten vier Alumni der innovative Lösungen vor, um die Ernährungssicherheit nachhaltig zu verbessern und die Abhängigkeit von externer Hilfe zu verringern.

Innovative Ansätze zur Verbesserung der Ernährungssicherheit

„Hunger ist ein Verstoß gegen die Menschenwürde“, sagte die ISA-Alumna Sneha Murali zum Auftakt der Veranstaltung, die sie gemeinsam mit ihrem früheren Kommilitonen Chibunna Ogbonna moderierte. Das 2019 gestartete wird vom Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) finanziert und hat zum Ziel, die internationale Zusammenarbeit bei der Umsetzung der zu stärken. Jedes Jahr kommen zwölf bis zwanzig Geförderte aus dem globalen Süden nach Hamburg, um in Kooperation mit deutschen Hochschulen und internationalen Organisationen ihre individuellen Projekte weiterzuentwickeln. Das Programm und sein starkes Alumni-Netzwerk trügen dazu bei, eine globale Gemeinschaft von Expertinnen und Experten für Nachhaltigkeit aufzubauen, sagte ISA-Projektleiterin Barbara Makowka.

Urban Farming als Ansatz für mehr Ernährungssicherheit

In der Diskussion stellte zunächst aus der Demokratischen Republik Kongo sein aktuelles Projekt vor. Er ist Dekan der Fakultät für Agrarwissenschaften der Universität Goma, in deren Umgebung Hunderttausende von Menschen in Flüchtlingslagern leben. Um die landwirtschaftliche Produktion in der Region zu fördern und so die Abhängigkeit von Lebensmittelimporten zu verringern, züchtete der Experte für Genetik und Pflanzenzüchtung mit seinem Team 24 neue Sorten aus einer einheimischen Reispflanze, die nun im Freiland getestet werden.

Sebigunda wies auch auf die Bedeutung von für Ernährungssicherheit hin: In der Region gebe es viele Brachflächen, die für den Anbau genutzt werden könnten. Im Rahmen des Projekts habe man rund 400 Kleingärten in der Umgebung der Flüchtlingslager angelegt, damit sich die Menschen selbst mit Gemüse versorgen könnten. „Wir müssen unsere eigenen Technologien entwickeln und uns selbst helfen“, meinte Sebigunda.

Politische Rahmenbedingungen für nachhaltige Landwirtschaft in Kenia

Auch , Expertin für strategisches Management und Nachhaltigkeit in Kenia, setzt auf einheimische Kulturpflanzen statt auf das urheberrechtlich geschützte Saatgut der drei großen Agrochemie-Konzerne, die den Weltmarkt beherrschen. Im Mittelpunkt ihres Projekts im westkenianischen Eldoret steht der ökologische Anbau einheimischer, nährstoffreicher Gemüsesorten, die Trockenheit gut vertragen und daher auch besser an den Klimawandel angepasst sind.

Neben der Produktion würden auch Vermarktung und Verbrauch in den Blick genommen, betonte Onjangore: Um eine nachhaltige Lebensmittelversorgung zu gewährleisten, müssten sämtliche Akteure der Wertschöpfungskette mit einbezogen werden. Die Expertin kritisierte, dass das kenianische Saatgutrecht die Saatgutbanken lokaler Gemeinschaften benachteiligten, und forderte bessere politische und gesetzliche Rahmenbedingungen.

Unterstützung für Kleinbäuerinnen und -bauern in Ghana durch „Village Savings and Loans“

Der Agribusiness-Experte aus Ghana unterstützt Kleinbäuerinnen und -bauern bei der Weiterentwicklung ihrer Betriebe. Ein großes Hindernis dafür sei der mangelnde Zugang zu Kapital, so Fordi. Bewährt habe sich der „Village Savings and Loans“-Ansatz, bei dem Dorfbewohnerinnen und -bewohner gemeinsam sparen und das angesparte Geld nutzen, um beispielsweise eine bessere Ausrüstung anzuschaffen.

Neben Krediten zu erschwinglichen Zinssätzen sei auch Weiterbildung notwendig, damit Bäuerinnen und Bauern die Produktion steigern und so nachhaltige Einkommensverbesserungen erreichen könnten, sagte Fordi, der als technischer Berater der Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) im Rahmen des Programms tätig ist. Darüber hinaus wies er auf die Bedeutung der Infrastrukturentwicklung hin: „Wir brauchen gute Straßennetze, damit wir Lebensmittel von den Produktionszentren zu den Märkten transportieren können, wo sie am meisten gebraucht werden.“

Förderung von Frauengruppen in Nepal zur Bekämpfung von Unterernährung

Der Experte für Lebensmittelqualität und -sicherheit stellte sein ISA-Projekt vor, von dem bereits rund 50 Frauengruppen in verschiedenen Regionen Nepals, in denen Unterernährung weit verbreitet ist, profitiert haben. Die Frauen lernen, ein besonders nährstoffreiches Lebensmittelprodukt auf Basis lokaler Getreidesorten selbst zuzubereiten und auch zu vermarkten. Die Gruppen werden inzwischen von Kommunalverwaltungen organisiert und technisch von NuAge Nepal unterstützt, einem von Udash mitgegründeten Startup, das das Engagement junger Menschen für die SDGs fördert.

Kritische Diskussion über die Wirksamkeit ausländischer Hilfsgelder

Das Publikum, darunter viele ISA-Alumni, beteiligte sich im Chat rege an der Diskussion. So wurde etwa kritisiert, dass ausländische Hilfsgelder vor allem in die Steigerung der Lebensmittelproduktion flössen, während fachgerechte Lagerung und Transport vernachlässigt würden. Jedes Jahr verdirbt in Subsahara-Afrika ein großer Teil der Ernten, bevor die Produkte die Verbraucher erreichen. Einig waren sich die Podiumsgäste darüber, dass ausländische Unterstützung vor allem darauf abzielen müsse, die Kapazitäten auf lokaler Ebene zu stärken – durch bessere Bildung, den Zugang zu selbst angebautem Saatgut und erschwinglichen Krediten und die Stärkung der lokalen Gemeinschaften. Wichtigste Voraussetzung dafür sei, dass der globale Norden und der globale Süden einander als gleichwertige Partner begegneten.

Weiterführende Links


Laut den Vereinten Nationen haben rund 48 Millionen Menschen keinen Zugang zu sicherer Ernährung. Verschärft wird das Problem durch die Klimakrise, Konflikte und steigende Preise durch den Krieg in der Ukraine.


Bis 2030 soll es keinen Hunger auf der Welt mehr geben – dieses Ziel haben sich die UN gesetzt. Projekte aus Deutschland helfen bei der Umsetzung. 

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