„Es wurden so viele Ideen und Meinungen ausgetauscht!“
- 2021-06-01
- Miriam Hoffmeyer
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Eduardo Felisberto Buanaissa ist wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Universität Gießen. Der Erziehungswissenschaftler schreibt seine Dissertation, die vom DAAD gefördert wird, über Bildungspolitik in Mosambik. Von 2014 bis 2018 war er Berater für Politik, Wirtschaft und Entwicklungszusammenarbeit an der deutschen Botschaft in Maputo.
„Ich habe mich schon immer sehr für Politik interessiert. Eine meiner wichtigsten Aufgaben an der deutschen Botschaft in Maputo war es, Kontakt zu zivilgesellschaftlichen Initiativen zu halten. Auch deshalb habe ich die Einladung zum EU-Ideen-Lab sofort angenommen. Die Grundidee finde ich sehr wichtig: dass die demokratische Zivilgesellschaft auf den Druck durch Rechtspopulisten nicht mit Gegendruck reagieren sollte. Es geht um die Frage, wie man möglichst viele Menschen in den Dialog einbeziehen kann, um die demokratische Entwicklung mit guten Argumenten voranzubringen.
Rein digitale Workshops können sehr anstrengend sein. Aber das EU-Ideen-Lab war so interessant, dass ich in den ganzen zweieinhalb Tagen nie müde geworden bin! Die Atmosphäre war von Anfang an sehr nett, mit einigen anderen Alumni habe ich schon am Auftaktabend Handykontakte ausgetauscht. Im ersten Workshop ‚Antirassistische Arbeit an Schulen unter Druck’ hat sich eine ausgesprochen lebhafte, komplexe Diskussion entwickelt. Es wurden so viele Ideen und Meinungen ausgetauscht, dass wir nicht aufhören wollten, als die Zeit um war! Zum Glück war die Organisation sehr flexibel. Die Techniker haben uns spontan Extrazeit eingerichtet, damit wir die Diskussion fortsetzen konnten. Ein Unterthema war, wie man Lehrkräfte und Schulverwaltungen dazu motivieren könnte, sich stärker gegen Rassismus zu engagieren. In meiner Arbeitsgruppe haben wir die Idee entwickelt, das Grundgesetz explizit zur Basis von Umgangsregeln an Schulen zu machen. Das könnte die Verbindlichkeit dieser Regeln erhöhen.
Auch den Workshop über ‚Hochschulen unter Druck’ fand ich hochinteressant. Wie sehr sich die Situation an ungarischen Hochschulen in letzter Zeit verschlechtert hat, war mir vorher gar nicht bewusst. Nach der Veranstaltung habe ich deshalb noch mehr über das Thema gelesen. Wir müssen die Solidarität unter Akademikerinnen und Akademikern in Europa stärken. Weil unsere Idee eines Wissenschaftsverbunds in der Abschlussdiskussion am besten bewertet wurde, werden wir in den nächsten Monaten weiter daran arbeiten. Ich freue mich schon darauf!“
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