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Gemeinsame Träume, gemeinsame Ziele

Paar, das auf das Fenster im Flughafen schaut und wegzeigt
© Getty Images/Prostock-Studio

Zwei Ehepaare aus Kolumbien und Nepal berichten von ihren (gemeinsamen) Erfahrungen als DAAD- und Humboldt-Stipendiat:innen, welche Herausforderungen sie meistern mussten und wie die Förderung ihre Karrieren beeinflusst hat. 

„Ein Stipendium? So etwas bekommen andere Leute, aber doch nicht ich“ – Dr. Mónica Quintero aus Bogotá sah sich selbst als Hausärztin und Universitätsdozentin, jedoch nicht als Forscherin. Bis ihr Ehemann Edgar Prieto seiner Frau so lange von seinem Stipendium des (DAAD) vorschwärmte, dass sie sich ebenfalls bewarb. Sie wurde angenommen. Im September 2023 endete ihr Jahr an der Universität Freiburg, das sie mit einer Masterarbeit in Global Urban Health abschloss. „Es hat mein Leben komplett verändert“, sagt die engagierte Ärztin, die sich inzwischen ganz selbstverständlich auch als Wissenschaftlerin begreift.

Das Paar teilt nun die Erfahrung, DAAD-Alumni zu sein. Was das bedeutet, schildert Prieto mit Begeisterung: „Dreimal habe ich inzwischen auf Einladung des DAAD an Alumni-Seminaren in Deutschland und Costa Rica teilgenommen, und die jährliche finanzielle Unterstützung für Fachliteratur nutze ich so intensiv, wie es nur geht.“ Grundlage dafür war ein DAAD-Stipendium, mit dem sich der frühere Tierarzt beruflich neu orientierte. Von 2008 bis 2010 machte er an der Universität in Göttingen seinen Master in International Agribusiness. Anschließend arbeitete er zuerst für das kolumbianische Landwirtschaftsministerium und seit 2012 für die United States Agency for International Development (USAID), einer unabhängigen Behörde der Vereinigten Staaten für Entwicklungszusammenarbeit. 

Die Stipendien des DAAD und der ermöglichen Aufenthalte an deutschen Bildungs- und Forschungseinrichtungen. „Es ist unglaublich, dass Menschen anderer Nationen damit die Chance bekommen, weiter zu lernen und zu wachsen“, sagt Dr. Quintero, „ich bin sehr dankbar dafür“. Ihr Partner zählt auf: „Der DAAD kommt für die Flugtickets auf, übernimmt die Kosten für die Krankenversicherung und zahlt ein monatliches Einkommen, mit dem Miete und Lebenshaltungskosten gut bestritten werden können.“  

„Es zählt allein die akademische Exzellenz“

Auch die Humboldt-Stiftung unterstützt Geförderte mit Familien. Bringt eine Stipendiatin oder ein Stipendiat Familie oder Partner bzw. Partnerin mit, wird ein Familienzuschlag gezahlt. Ein spezielles Programm für Paare, die gemeinsam forschen wollen, gibt es nicht, aber der Partner bzw. die Partnerin kann sich um einen zeitgleichen Studien- oder Forschungsaufenthalt in Deutschland bemühen. So haben es auch Dr. Babita Paudel und ihr Ehemann Prof. Hari Datta Bhattarai gemacht. „Allerdings muss man sich individuell bewerben“, sagt die nepalesische Biologin, „es zählt allein die akademische Exzellenz.“ 

„Unsere Stipendien haben unsere Karrieren enorm beeinflusst“

Im Fall der inzwischen vielfach ausgezeichneten Forscherin und ihres ebenfalls renommierten Ehemannes hat es funktioniert. Sie forschten beide von Anfang 2009 bis Ende 2010 an der Universität in Göttingen. Der heutige Professor für Botanik an der Universität von Kathmandu erhielt von der Humboldt-Stiftung ein zweijähriges Humboldt-Forschungsstipendium für Postdocs. Eigentlich schon etwas früher, aber weil seine Frau erst noch ihr Masterstudium abschließen musste und sie gerne gemeinsam in Deutschland forschen wollten, bat er um Aufschub. Und es klappte. Als sie dann in Göttingen eintrafen, bewarb sich auch Dr. Paudel erfolgreich um ein Georg Forster-Forschungsstipendium: „Da begann unsere Humboldt-Reise.“ Heute leitet Dr. Paudel als Forschungsdirektorin das von ihr gegründete Center for Natural and Applied Science in der nepalesischen Hauptstadt. Wenige Kilometer von der Arbeitsstätte ihres Mannes entfernt, versuchen beide in einer gemeinsamen Forschungsgruppe und diversen Forschungsprojekten, unter anderem medizinisch wertvolle Inhaltsstoffe in Bodenbakterien oder etwa Wildfrüchten zu identifizieren und zu isolieren. Dies auch mit Blick auf die zunehmende Resistenz bakterieller Erreger gegen bekannte Antibiotika. Zahlreiche Patente und wissenschaftliche Publikationen gehen auf die Arbeit der beiden zurück. 

„Unsere Humboldt-Stipendien haben unsere Karrieren enorm beeinflusst“, sagt Dr. Paudel. „Sie haben Strahlkraft über die Zeit des Aufenthalts hinaus“, fügt sie hinzu. „Aufgrund meiner Erfahrungen konnte ich eine neue Forschungsgruppe in Kathmandu ins Leben rufen und Techniken etablieren, die ich während meiner Zeit in Deutschland kennengelernt habe“, ergänzt Dr. Bhattarai. „Das zieht Student:innen an und wenn wir Forschungsprojekte entwickeln und uns um Fördergelder bemühen, erhalten wir sie meist auch.“ Die Kapazität seines Labors und des Forschungsteams wachsen, „das ist fantastisch.“ 

„Die vielen Kontakte sind vielleicht sogar das Wichtigste“

Was ebenso immer größer wird, ist das wissenschaftliche Netzwerk mit Kolleginnen und Kollegen weltweit: „Die vielen Kontakte sind vielleicht sogar das Wichtigste“. Dr. Paudel und Dr. Bhattarai unterstützten 2022 sogar die Organisation eines Treffens mit Kolleginnen und Kollegen, allesamt Humboldtianerinnen und Humboldtianer, in Kathmandu, das von der Humboldt-Stiftung finanziert wurde. „Einmal Humboldtianer:in, immer Humboldtianer:in“, sagt Dr. Paudel. Dr. Paudel und Dr. Bhattarai haben in ihrer Zeit in Göttingen und Tübingen Forschende aus verschiedenen Ländern im Labor kennengelernt, mit denen sie immer noch gemeinsam forschen und kollaborieren. Derzeit setzt sich Dr. Paudel für die ein, die in den Bereichen Mathematik, Ingenieurwesen, Naturwissenschaften, Technik (MINT) tätig sind. Hierfür wurde sie 2022 von der Alexander von Humboldt-Stiftung mit dem ausgezeichnet und als Vertrauenswissenschaftlerin in Nepal für den Zeitraum von 2023 bis 2025 ernannt.

Herausforderungen begegneten beiden Paaren im akademischen Umfeld weniger. Die vielen internationalen Weggefährtinnen und -gefährten und Englisch als gemeinsame Wissenschaftssprache wirkten inspirierend. Dr. Quintero betont etwa, wie sehr ihr Aufenthalt in Freiburg es sie gelehrt hat, nicht nur Patientinnen und Patienten zu besuchen und verschiedene Aktivitäten mit ihnen zu planen, sondern das alles anschließend auch wissenschaftlich zu evaluieren: „Welche Wirkung haben die Aktivitäten? Kann ich für das gleiche Geld vielleicht etwas Besseres tun? Dieses Wissen nehme ich mit nach Kolumbien“. Zusammen mit einem größeren Bewusstsein dafür, wie wichtig eine intakte Biodiversität – „in Kolumbien wird sie einfach oft als selbstverständlich hingenommen“ – für die körperliche und mentale Gesundheit der Menschen ist. Nein, herausfordernd für sie war die Tatsache, plötzlich nicht mehr Ärztin und „Ehefrau von…“ zu sein, sondern wieder Studentin. „Das war zunächst wie ein Identitätsverlust“, erinnert sie sich. Und der deutsche Winter mit seinen für sie ungewohnt niedrigen Temperaturen machte es ihr anfangs auch nicht leichter, dafür aber die warmherzigen deutschen Nachbar:innen in dem Haus, in dem sie ein Zimmer in einer Wohngemeinschaft bezog – und Freundinnen und Freunde fürs Leben fand. 

Auch als Dr. Paudel und Dr. Bhattarai 2009 an einem kalten Samstag im Januar in Deutschland ankamen, wunderten sich, dass kaum ein Mensch auf der Straße war – und der Supermarkt am Sonntag geschlossen. „Andere Länder, andere Sitten“. Heute können beide darüber lachen. 2018 erhielt Dr. Bhattarai eine dreimonatige Alumniförderungvon der Humboldt-Stiftung an der Universität Tübingen und brachte seine Familie, Dr. Paudel und die beiden Söhne, mit. Während dieser Zeit haben sie sich gut eingelebt und an die deutschen Eigenheiten gewöhnt. Ein Jahr später kam Dr. Paudel für sechs Monate allein zurück. Und dies werden vermutlich nicht ihre letzten Forschungsaufenthalte in Deutschland gewesen sein. 

Die Alumni

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