„Vernetzung ist immer die Grundlage unserer Arbeit.“
- 2022-12-22
- Klaus Lüber
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Bei einem Workshop des mit dem Auswärtigen Amt verbundenen Global Diplomacy Labs in Ljubljana ging es um die Frage, welche Auswirkungen der Klimawandel auf Konflikte hat und wie Kommunen zu deren Lösung und zur Sicherung von Frieden in der Welt beitragen können. Mit dabei war auch Umweltingenieur und DAAD-Alumnus Dr. Moncef Bouaziz von der TU Bergakademie Freiberg.
Herr Bouaziz, der Klimawandel hat viele Dimensionen. Er bedroht nicht nur unsere Lebensgrundlagen, sondern beeinträchtigt auch unsere Fähigkeit, Konflikte zu verhindern. Inwiefern spielt das eine Rolle in Ihrer Arbeit?
Der Klimawandel steht nicht nur im Mittelpunkt meiner Arbeit und Forschung, sondern er beeinflusst auch mein tägliches Leben. Extreme Wetterereignisse wie Hitzewellen, Dürren, aber auch Überschwemmungen sind täglich in den Medien zu sehen. Die zunehmende Häufigkeit und Intensität dieser Ereignisse erhöht auch die lokalen Spannungen um den Zugang zu Nahrungs- und Trinkwasserressourcen. Daher kann es zu Übergriffen auf Nachbarländer kommen, einfach weil die Menschen nach anderen Ressourcen und Sicherheit suchen. Ich bin der festen Überzeugung, dass Klimawandel und Konflikte eng miteinander verknüpft sind.
Bei der Abschlussveranstaltung des Global Diplomacy Lab Anfang November haben Sie und andere Teilnehmer Lösungsansätze zu diesem Aspekt vorgestellt. Zu welchen Ergebnissen sind Sie gekommen?
Entscheidend für mich war die Erkenntnis, dass wir den Klimawandel nicht nur erforschen müssen, sondern unsere Forschungsergebnisse auch mit lokalen Gemeinschaften teilen müssen. Wir sollten den Menschen vor Ort zuhören, um gemeinsam Strategien zur Bewältigung des Klimawandels zu entwickeln, umzusetzen und dadurch wiederum das Risiko für Konflikte zu minimieren. Also mit ihnen reden und nicht nur über sie.
Gab es ein Beispiel für die Wechselwirkung von Klimawandel und Konflikten, das Ihnen besonders im Gedächtnis geblieben ist?
Da fallen wir mehrere ein. Etwa die äthiopisch-ägyptische Wasserkrise, unter anderem ausgelöst durch einen neuen Staudamm in Äthiopien, der die Wasserversorgung in Ägypten beeinträchtigt. Wir haben auch den jordanisch-israelischen Konflikt über die gemeinsame Nutzung von Wasserressourcen erwähnt. Eine weitere wichtige Fallstudie, die wir diskutiert haben und die vor allem vom Geschäftsführer der ITF Enhancing Human Security in Slowenien erwähnt wurde, ist die Detonation von Landminen aufgrund von Dürren und Hitzewellen.
Sie stammen aus Tunesien. Welche Rolle spielen klimabedingte Konflikte in Ihrem Heimatland?
Sie sind ein großes Problem, vor allem in Süd- und Westtunesien. Dort bedrohen der Anstieg des Meeresspiegels, die Verknappung des Süßwassers und der Rückgang der Ernteerträge die Lebensgrundlage vieler Menschen. Sie werden gezwungen, ihre Heimatregionen zu verlassen und sich auf die Suche nach neuen Lebensräumen zu machen. Solch eine Flüchtlingsbewegung birgt natürlich ein immenses soziales Konfliktpotenzial. Verstärkt wurde sie zusätzlich durch die Corona-Pandemie, welche die Arbeitslosenquote auf über 18 Prozent ansteigen ließ und Tausende von Menschen, darunter auch Landwirte, dazu zwang, ihre Häuser und Höfe zu verlassen.
Wie gut hat die Vernetzung mit anderen Teilnehmenden funktioniert? Und könnten Sie sich vorstellen, sich in Zukunft mehr mit Alumni auszutauschen?
Die Vernetzung ist immer die Grundlage unserer Arbeit. Wir brauchen sie, um uns zu verbessern, uns zu korrigieren und unsere Erfahrungen auszutauschen – gerade weil unsere Perspektiven oft so verschieden sind. Ich denke, dieser Austausch hat gut funktioniert. Die Diskussionen waren sehr intensiv. Und uns bleibt ja auch nichts anderes übrig. Wir müssen unser Wissen und unsere Ideen austauschen, um die Herausforderungen des Klimawandels zu bewältigen.