Global vernetzt für eine grünere Zukunft

SDG Ziel 7: Bezahlbare und saubere Energie
Internationales Team von Ingenieuren, die ein Solarenergie-Projekt planen.
© Getty Images/SeventyFour

Schon heute wäre es technisch und wirtschaftlich möglich, alle Menschen der Welt rund um die Uhr mit Strom aus erneuerbaren Energien zu versorgen – das ist die Bilanz der internationalen Fachmesse „The smarter E Europe“ im Juni 2024 in München. Mehr als 300 Ausstellerinnen und Aussteller zeigten auf der Messe ihre Innovationen aus den Bereichen E-Mobilität, Solarthermie, Photovoltaik und Wasserstofftechnologie. Unter den rund 110.000 Besucherinnen und Besuchern aus aller Welt waren auch 80 Deutschland-Alumni, denen der DAAD im Rahmen eines (SDG = Sustainable Development Goals) die Teilnahme ermöglichte. „Im Bereich der erneuerbaren Energien gibt es ständig technologische Innovationen und ich bin sehr daran interessiert, auf dem Laufenden zu bleiben. Auf der Messe habe ich viele interessante Kontakte zu Unternehmen geknüpft“, sagt Dr. Evan Murimi, Energiemanager der Jomo Kenyatta University of Agriculture and Technology in Juja, Kenia. Zu Murimis Aufgaben gehört die Implementierung technischer Lösungen, um die Energieeffizienz an seiner Hochschule zu verbessern.

Förderung von Nachhaltigkeit in Schwellen- und Entwicklungsländern

Die SDG-Alumniprojekte deutscher Hochschulen und des  richten sich an Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler sowie an Führungskräfte aus Schwellen- und Entwicklungsländern, die einen Teil ihrer akademischen Ausbildung in Deutschland absolviert haben. Die Themen orientieren sich an den . 2024 standen u.a. erneuerbare Energien im Mittelpunkt. Das Besondere an dem Förderprogramm: Die Alumnae und Alumni besuchen im Rahmen des zweiwöchigen Projekts nicht nur gemeinsam eine internationale Messe oder einen Fachkongress in Deutschland, sondern absolvieren auch eine fachliche Weiterbildung an einer deutschen Hochschule.

Innovative Konzepte für Solarenergie in Kenia

Diese Kombination fand Evan Murimi ideal. Der promovierte Elektrotechniker nahm an einem einwöchigen Seminar der Universität Kassel zu Anwendungen der Solartechnik und intelligenten dezentralen Versorgungssystemen teil. Von den innovativen Solarkochern, die dort vorgestellt wurden, ist er begeistert: „In den ländlichen Gebieten Kenias kochen viele Frauen immer noch mit Brennholz und der giftige Rauch, den sie und ihre Kinder einatmen, schadet der Gesundheit. Solarbetriebene Herde würden das Leben dieser Familien sehr verbessern.“ 90 Prozent des Stroms in Kenia stammen schon heute aus erneuerbaren Energiequellen, vor allem aus der Nutzung von Geothermie und Wasserkraft.

Der nächste Schritt der kenianischen Energiewende sei nun die Umstellung bei der Lebensmittelverarbeitung, im Verkehrssektor und der industriellen und landwirtschaftlichen Prozesse, sagt Evan Murimi. Dabei gebe es aber noch viele Hindernisse zu überwinden: „Trotz der gesunkenen Kosten sind Solarsysteme für die meisten Menschen noch zu teuer. Außerdem sind einige Systeme, die Kenia importiert, oft von schlechter Qualität.“ Das könne auch zu einem Vertrauensverlust in die neuen Technologien führen. Bei der Weiterbildung in Witzenhausen bei Kassel hätten die Teilnehmenden aus aller Welt sehr spannende Diskussionen geführt, meint Murimi: „Wir wollen uns weiter vernetzen, um uns darüber auszutauschen, wie wir in unseren Ländern die Energiewende voranbringen können.“

Solartrocknung für eine längere Haltbarkeit von Lebensmitteln

An dem Seminar in Witzenhausen nahm auch Michelle Limantara teil, Nachhaltigkeits- und Produktentwicklungsmanagerin beim Unternehmen „PT Impack Pratama Industri Tbk“ in Jakarta, Indonesien. Ihr Arbeitgeber stellt langlebige und recycelbare Baumaterialien auf Polymerbasis her, darunter Bedachungen und Fassadenelemente. Im Rahmen eines Nachhaltigkeitsprogramms baut das Unternehmen außerdem Solartrockner mit Parabol-Struktur, um die Ernährungssicherheit in dem Land zu verbessern. „Ein großer Teil der Lebensmittel in Indonesien verdirbt aufgrund unsachgemäßer Lagerung. Mit der umweltfreundlichen Technologie der lassen sich landwirtschaftliche Produkte und Fisch konservieren“, sagt Limantara. Wie wichtig dezentrale Versorgungssysteme besonders für abgelegene ländliche Gebiete sind und welche Schwierigkeiten es dabei zu überwinden gibt, hat sie in ihrer Berufspraxis erfahren: „Wir organisieren auch Schulungen für Landwirte und Fischer, um sicherzustellen, dass sie die Solartrockner effektiv nutzen können. Weil viele Inseln abgelegen und schwer zu erreichen sind, ist das eine große Herausforderung.“ Trotzdem hätten bereits 43.000 Menschen in Indonesien von den Solartrocknern profitiert.

Inspiration aus verschiedenen Ländern

In ihrer beruflichen Position sei es entscheidend, einen Überblick über innovative Technologien und bewährte Verfahren zu bekommen, die in Indonesien entweder direkt oder in angepasster Form angewendet werden könnten, meint Michelle Limantara. „Außerdem liebe ich es, neue Kulturen zu erleben und neue Menschen kennenzulernen!“ Das SDG-Alumniprojekt sei eine tolle Chance gewesen, beides zu vereinbaren: „Auf der Messe und während der Weiterbildung habe ich nicht nur viel über die Nutzung gelernt, sondern auch mein berufliches Netzwerk erweitert.“ Um technische Fragen oder Herausforderungen bei der Umsetzung einer neuen Technik anzugehen, sei es unschätzbar, direkte Kontakte zu Forschenden und Branchenfachleuten zu haben.

Grüne Energien als Erfolgsfaktor für die Landwirtschaft

Insgesamt fanden im Rahmen des SDG-Alumniprojekts vier Weiterbildungen an deutschen Hochschulen statt. An der Hochschule Weihenstephan-Triesdorf befassten sich die Teilnehmenden mit der Digitalisierung der Landwirtschaft, an der Universität Siegen mit Photovoltaik als Chance für Klima- und Naturschutz in der Landwirtschaft und im ländlichen Raum. Abiodun Olayinka entschied sich für den Kurs „Entrepreneurship für die Landwirtschaft“ der Universität Leipzig. Aus Sicht des Experten für Pflanzenzüchtung, der gerade als DAAD-Stipendiat seine Dissertation an der Universität Ghana in Accra abgeschlossen hat, ist die Nutzung alternativer dezentraler und zugleich preiswerter Energiequellen für sein Heimatland Nigeria von enormer Bedeutung: „In Nigeria ist der Zugang zur Stromversorgung durch sehr häufige Stromausfälle stark eingeschränkt. Die Stromkosten steigen ständig, ohne dass sich das Angebot entsprechend verbessert.“ Das sei eine große Belastung nicht nur für die Privathaushalte, sondern auch für die Wirtschaft.

„Ich habe eine Menge gelernt, um meinem Traum näherzukommen.“

Von hat Abiodun Olayinka gut hundert Visitenkarten mitgebracht. Von den Einsatzmöglichkeiten der solarbetriebenen Pumpen, Kühlanlagen und Trocknern für die Landwirtschaft, die auf der Messe vorgestellt wurden, ist er fasziniert: „In Nord-Nigeria, wo ich innerhalb von dreieinhalb Jahren mit mehr als tausend Reisbauern zusammengearbeitet habe, scheint die Sonne während der Trockenzeit sehr intensiv. Die Landwirte könnten solarbetriebene Geräte sehr gut zur Bewässerung ihrer Felder und nach der Ernte zur Kühlung oder Trocknung der Erzeugnisse einsetzen.“ Olayinka plant die Gründung eines Unternehmens, um in diesem Bereich erschwingliche Lösungen für den nigerianischen Markt zu entwickeln. Themen seiner Weiterbildung in Leipzig waren unter anderem die Grundlagen des Projektmanagements und die Entwicklung eines Geschäftsmodells – von der Geschäftsidee über die Erstellung eines Businessplans bis hin zum Bau eines Prototyps. Für seine Pläne sei das sehr nützlich gewesen, meint er: „Ich habe eine Menge gelernt, um meinem Traum näherzukommen.“

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