Antworten auf drängende Fragen
- 2023-02-06
- Miriam Hoffmeyer
- Kommentieren
Antworten zu finden auf globale Gesundheitsfragen und auf die größte Gefahr für Sicherheit auf dieser Welt: die Klimakrise. Das sind nach den Worten von Bundesaußenministerin Annalena Baerbock die Aufgaben der Globalen Zentren für Gesundheit und Klima, die durch den DAAD gefördert werden. An jeweils vier Zentren in den Bereichen Gesundheit und Pandemievorsorge sowie Klima und Umwelt entwickeln Forschende aus Europa, Afrika, Asien und Lateinamerika gemeinsam Lösungsansätze zu den Zielen für nachhaltige Entwicklung (SDGs) wie beispielsweise innovative landwirtschaftliche Methoden oder neue Therapien und Impfstoffe. Die Zentren stärken zudem Kapazitäten in Forschung und Lehre im Globalen Süden und ermöglichen den Ausbau globaler Netzwerke.
Die erste Fachkonferenz für die Globalen Zentren, deren Eröffnungsrede Baerbock hielt, fand am 6. und 7. September 2022 in Berlin statt. 150 Projektbeteiligte und Geförderte aus aller Welt hatten die Möglichkeit zum Austausch untereinander sowie mit Förderinnen und Förderern und Entscheiderinnen und Entscheidern aus der Politik. In Paneldiskussionen, Keynotes, Posterpräsentationen und Workshops gaben die Zentren Einblicke in spezifische Fachthemen und diskutierten strategische Fragen zu Science Diplomacy und Praxistransfer.
Lernen Sie die Globalen Zentren des DAAD für Gesundheit und Klima kennen (auf Englisch)
Sawsan Abdul-Jalil
„Trotz ihrer immensen Bedeutung werden Ökosystemleistungen in herkömmlichen Wirtschaftsmodellen nicht erfasst. Dass Insekten Pflanzen bestäuben oder der Mensch sich in der Natur erholen kann, ist nämlich sehr schwer als Marktwert zu beziffern. Für meine Dissertation an der Humboldt-Universität zu Berlin untersuche ich seit März 2022 die Auswirkungen des Klimawandels auf Weideland in Jordanien und baue dabei Ökosystemleistungen in das Allgemeine Gleichgewichtsmodell ein. Es ist faszinierend, die gesamte Wirtschaft aus der Vogelperspektive zu betrachten. Meine Forschung ist Teil des DAAD-geförderten Globalen Zentrums für Klima- und Umwelt Regional Centre for Sustainable Adaptation to Global Change in the Middle East – kurz SAGE-Centre. Es hat seinen Sitz in den Palästinensischen Gebieten, umfasst aber auch Forschung in Israel und Jordanien. Ich finde das Zentrum wichtig und mutig, weil diese drei Länder, die um dieselben schwindenden Ressourcen konkurrieren, dringend besser zusammenarbeiten müssen.
Obwohl Sudan über große natürliche Ressourcen verfügt, ist mein Herkunftsland arm. Dieser Widerspruch hat mich schon als Teenager sehr beschäftigt. Nach dem Bachelorabschluss in Wirtschaftswissenschaft wurde ich Dozentin an der Universität von Khartum. Um neue Analysemethoden und Forschungsansätze kennenzulernen, habe ich mich für ein DAAD-Masterstipendium beworben und 2015/16 International and Development Economics an der Hochschule für Technik und Wirtschaft (HTW) Berlin studiert. Die Kombination aus theoretischen und praktischen Studieninhalten hat mir sehr gefallen und die Stadt Berlin natürlich auch. Im Anschluss habe ich ein Praktikum bei der Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) in Eschborn und in Accra gemacht. Es war eine tolle Erfahrung, meine Kenntnisse in der Praxis anwenden zu können. 2018, nach der Revolution gegen das Militärregime, bekam Sudan eine neue Regierung. Ich habe als Beraterin des sudanesischen Finanzministers in Khartum und bei der Weltbank gearbeitet. 2021 hat das Militär wieder die Macht im Land übernommen.
Was mir sehr am Herzen liegt, ist die Sudanese Women Economists Association (SWEA), die ich 2020 zusammen mit Freundinnen gegründet habe. Zunächst war SWEA als reines Netzwerk für Ökonominnen gedacht. Dann hatten wir die Idee, sowohl in Khartum als auch in marginalisierten Bundesstaaten Weiterbildungen in Entwicklungspolitik und Public Policy anzubieten. Dank der Unterstützung durch verschiedene Nichtregierungsorganisationen haben wir schon zwei Weiterbildungsrunden erfolgreich abgeschlossen.“
Cao Le Chi
„Ich möchte das Leben der Menschen in Vietnam verbessern. Darum habe ich in meiner Heimatstadt Hue Medizin studiert. Nach meinem Abschluss 2016 an der Hue University of Medicine and Pharmacy (HUMP) habe ich als Dozent in der Abteilung für Parasitologie gearbeitet. Dort sehe ich auch meine berufliche Zukunft. Im Rahmen des gemeinsamen Masterprogramms Biotechnologie der HUMP und der Universität Sassari verbrachte ich ein Jahr in Italien. Dort habe ich gelernt, wie man Parasiten in vitro züchtet, und auch andere neue Techniken kennengelernt – das war sehr interessant. In meiner Masterarbeit habe ich mich mit dem Parasiten Trichomonas vaginalis beschäftigt, dem Erreger einer nicht nur in Vietnam weit verbreiteten, sexuell übertragbaren Krankheit. Dass ich jetzt am Globalen Zentrum für Gesundheit und Pandemievorsorge PAN ASEAN Coalition for Epidemic and Outbreak Preparedness (PACE-UP) mitarbeiten kann, sehe ich als tolle Chance, eine klinische Forschungskarriere auf dem Gebiet der Infektionskrankheiten aufzubauen.
PACE-UP zielt darauf, neue und wieder auftretende Krankheitserreger tierischen Ursprungs bei Haus- und Wildtieren zu identifizieren und auf molekularer Ebene zu charakterisieren. Auf dieser Basis lässt sich ihre Gefährlichkeit für Menschen besser einschätzen. Seit Januar 2022 bin ich als Vollzeit-Doktorand in Experimenteller Medizin an der Universität Tübingen eingeschrieben. Im Institut für Tropenmedizin arbeite ich mit vielen internationalen Studierenden und Forschenden mit unterschiedlichen Spezialisierungen zusammen. Nach der Laborarbeit verbringen wir oft auch unsere Freizeit miteinander, zum Beispiel beim Fußballspielen in den Sportanlagen der Universität. Derzeit untersuche ich das Hepatitis-E-Virus, um die genetische Vielfalt der Arten, Virulenzmuster und Dynamiken besser zu verstehen. Nach Abschluss meiner Doktorarbeit werde ich auf jeden Fall nach Vietnam zurückkehren. Ich hoffe, dass meine Arbeit dazu beiträgt, dass das dortige öffentliche Gesundheitssystem die Bevölkerung noch besser vor Krankheitserregern mit epidemischem Potenzial schützen kann.“
Quelle
Dieser Beitrag wurde ursprünglich im publiziert.
Der Letter ist das Magazin für DAAD-Alumni erzählt spannende Geschichten aus Wissenschaft, Kultur, Deutschland und dem DAAD-Alumni-Netzwerk.
Wir bemühen uns um eine gendersensible Sprache. Externe Texte entsprechen möglicherweise nicht unseren Konventionen für Formulierungen.
Lesen Sie auch auf dem Alumniportal Deutschland
Klima- und Umweltschutz gehören zu den wichtigsten Themen unserer Zeit. Wie können wir den Klimawandel noch aufhalten? Wie können wir eine nachhaltige Zukunft gestalten und möglichst ressourcenschonend leben? Im Rahmen unseres Schwerpunktthemas Nachhaltige Zukunft stellen wir Alumni, Initiativen und Programme vor, die sich auf unterschiedliche Weise für eine nachhaltige Welt einsetzen. Außerdem gibt es Podcasts, Tipps für einen nachhaltigen Alltag und viele weitere Formate, die zum Mitmachen animieren.
Weiterführende Links
Globale Herausforderungen können nur gemeinsam bewältigt werden. Angesichts dieser Überzeugung fördert der DAAD den Aufbau von acht Globalen Zentren, je vier für Klima & Umwelt sowie für Gesundheit & Pandemievorsorge.
Die Gesundheitszentren bieten interessierten Studenten, Forschern und Akteuren viele Möglichkeiten in verschiedenen gesundheitsbezogenen Bereichen.
Die Klimazentren bieten interessierten Studenten, Forschern und Interessenvertretern viele Möglichkeiten in verschiedenen klimabezogenen Bereichen.