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Grenzüberschreitender Austausch: DAAD-Alumni entwickeln Ideen für die Zukunft Europas

Internationale DAAD-Alumni klatschen nach einem Vortrag
Internationale DAAD-Alumni tauschen sich bei der Veranstaltung zu Europa aus © DAAD/Stefan Zeitz

Klimawandel, Migration, Rechtspopulismus, Digitalisierung: , um über die Zukunft des Kontinents zu debattieren und gemeinsam Strategien zu entwickeln, aktuelle und kommende Herausforderungen zu meistern.

Wiktoria Zaton kam mit 18 Jahren aus Polen nach Deutschland, um Mathematik zu studieren. Unterstützt wurde sie vom DAAD, der ihr als Absolventin einer deutschen Sprachdiplomschule in Polen (PASCH) sowohl das Bachelor- als auch das Masterstudium mit einem Stipendium finanzierte. Während ihrer Promotion schwenkte sie um und begann, als Klimaberaterin zu arbeiten. Sie hielt Workshopsund beschäftigte sich mit der Modellierung von Klimaszenarien und dem Thema Wissenschaftskommunikation im Kontext des Klimawandels. Dennoch war das, was sie als Teilnehmerin eines großen, EU-weiten DAAD-Alumnitreffens Ende März in Berlin erleben durfte, eine ganz spezielle Erfahrung. „Es war ein Rahmen, wie ich ihn so interdisziplinär und multiperspektivisch noch nicht erlebt habe.“

Zaton war im Leitungsteam des Workshops „Klimaschutz (The European Green Deal)“, einer von insgesamt neun Arbeitsgruppen, die sich im Rahmen der Veranstaltung mit dem Titel „Raus in die Zukunft – Wie bringen wir Europa voran?“ zusammenfanden, um sich über die aktuellen Herausforderungen in Europa zu verständigen und Lösungsansätze zu erarbeiten. Versammelt waren insgesamt 149 Alumni aus 27 europäischen Ländern, knapp 90 davon in Präsenz. Auch die Workshops waren hybrid organisiert, einige Teilnehmende diskutierten virtuell mit.

#DAADalumni4EU – Ideas for Europe

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Unterschiedliche Wissenslevel, Hintergründe und politische Ansichten in den Labs

Dabei waren die Gruppen nicht nur grenz-, sondern auch fachübergreifend zusammengesetzt. „Wir hatten Menschen in der Gruppe, die sich noch nie tiefer mit dem Klimawandel beschäftigt hatten und dann absolute Expertinnen und Experten, die schon seit 25 Jahren dazu forschen“, erzählt Zaton. Dass man trotz unterschiedlicher Wissenslevel, kultureller und fachlicher Hintergründe und sogar divergierender politischer Ansichten nach nur vier Stunden Austausch in der Lage war, ein zweiseitiges Paper zu erarbeiten, „das am Ende alle mitgetragen haben“, findet Zaton „einfach unglaublich.“

Ähnliches berichtet auch Prof. Dr. Andrea De Petris, DAAD-Alumnus aus Italien und wissenschaftlicher Direktor des Centro Politiche Europee am Standort Rom. De Petris betreute den Workshop „Flucht nach Europa“, der sich mit dem Thema Flucht und Migration auseinandersetzte, das angesichts des Ukrainekrieges noch einmal eine neue Dimension bekommen hatte. Gerade für solche komplexen Herausforderungen sei es ein großer Vorteil, länderübergreifend diskutieren zu können. „Wir alle bringen unterschiedliche Perspektiven mit, können diese vergleichen und zu neuen Lösungen kommen.“

Förderung eines gemeinsamen europäischen Wertefundamentes

Die Arbeitsgruppe machte sich für eine Reform der EU-Migrationspolitik stark, welche die aktuelle Entscheidungskraft der EU nutzt, um in der Zukunft zu einem wirklich für alle tragbaren Verteilungsmechanismus zu kommen. „Natürlich hat dabei auch geholfen, dass wir alle DAAD-Alumni sind und auf einem gemeinsamen Wertefundament aufbauen können“, so De Petris. Er selbst profitiere bis heute von seinen DAAD-finanzierten Forschungsstipendien, die ihn zweimal an deutsche Universitäten führten. „Ich habe bis heute Kontakte zu deutschen Kolleginnen und Kollegen, aus denen auch schon einige gemeinsame Projekte entstanden sind.“

Wie wertvoll die Kombination aus unterschiedlichen, länderspezifischen Blickwinkeln bei gleichzeitiger Offenheit für internationalen Austausch sein kann, wenn es darum geht, gute Antworten auf komplexe Fragestellungen zu finden, zeigte der Workshop „The European Way of Life“, der sich mit der Bewahrung und Förderung eines gemeinsamen europäischen Wertefundamentes auseinandersetzte. Die Idee war es, das Konzept einer EU-weiten Unterstützungsplattform für bedrohte Forschende, das im Rahmen eines bereits 2021 durchgeführten Ideen-Labs erarbeitet wurde, im Hinblick auf die aktuellen geopolitischen Herausforderungen der Ukraine-Krise weiterzuentwickeln. hatte der DAAD im Vorfeld des großen Alumnitreffens in Berlin zwischen Mai 2020 und Oktober 2021 organisiert. Die meisten der Workshops in Berlin  bauten auf den Ergebnissen der vorangegangenen Ideen-Labs auf.

„Die Definition gemeinsamer europäischen Werte ist herausfordernd“, so DAAD-Alumna Dr. Kristina Lahl, die den Workshop „The European Way of Life“ leitete. „So deutlich spürbar sie für die einen sind, so diskussionswürdig sind sie vielleicht für andere.“ Nach langer, ausführlicher Debatte entschied sich die Gruppe deshalb für das Konzept einer Plattform zur Unterstützung von Initiativen, die sich eher mit dem Prozess einer wertebasierten europäischen Identitätsbildung auseinandersetzte, statt Werte in einem Top-Down-Prozess bereits vorzugeben. Für DAAD-Alumna Katharina Vera Schlepper, die Kristina Lahl als Input-Geberin unterstützte, war dies ein klarer Effekt der gemeinsamen Auslandserfahrungen. „Es gibt da einfach eine gewisse Grundoffenheit anderen Kulturen gegenüber, das verbindet uns ja alle als ehemalige Stipendiatinnen und Stipendiaten“, berichtet Schlepper.

Digitalisierung nutzen, europäische Werte stärken

Auch in einem Workshop zum EU Kompass 2030, der Digitalisierungsstrategie der Europäischen Union, wählten die Teilnehmenden den Bezug zur aktuellen Wertedebatte. „Augenblicklich konzentriert man sich sehr stark auf den Aspekt der technischen Innovation“, erläuterte DAAD-Alumnus Julian Andre Baum in seiner Kurzpräsentation der Arbeitsergebnisse. „Dabei schien es uns mindestens genauso wichtig zu sein, die Frage zu stellen: Was kann die Digitalisierung dazu beitragen, europäische Werte zu stärken?“ Vorschlag der Gruppe: die Entwicklung eines erweiterten EU Kompasses 2.0, der die Dimension sozialer Innovation mit aufnimmt und Unternehmen fördert, die in einem multiperspektivischen Ansatz nicht nur die Wissenschaft, sondern die ganze Gesellschaft in den Blick nehmen.

Dass viele der Ansätze durchaus das Potenzial haben, auch auf Ebene der Politik Gehör zu finden, zeigte unter anderem die begeisterte Reaktion des DAAD-Alumnus und erfahrenen EU-Abgeordneten Udo Bullmann, der an einer Podiumsdiskussion im Rahmen der Veranstaltung teilnahm. „Mich hat fasziniert, wie empathisch und mit welcher Leidenschaft hier Ideen entwickelt wurden. Das ist genau die intellektuelle Brillanz, die wir brauchen, um die Herausforderungen zu meistern, die wir vor der Brust haben.“

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