Nachhaltigkeit ohne Grenzen
- 2022-06-02
- Erick Agure
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Es gibt eine Art Mantra unserer Zeit, das die Menschen auf der ganzen Welt beschäftigt: Es heißt Nachhaltigkeit. Egal, ob jemand im Globalen Süden oder im Globalen Norden lebt, zumindest für meine Generation überwiegt der Wunsch, so zu leben, dass die Erde für unsere Kinder und Enkelkinder bewohnbar bleibt. Meiner Erfahrung nach unterscheidet sich jedoch die Perspektive auf die Herausforderungen eines nachhaltigen Lebens je nachdem, von wo aus man die Welt betrachtet. Ich sehe das nicht als Problem an - nein, ganz im Gegenteil! Verschiedene Teile der Welt stehen vor unterschiedlichen dringenden Herausforderungen und die bestehenden Realitäten unterscheiden sich bei weitem. Aus diesem Grund haben die Vereinten Nationen die so genannte „glokale Strategie“ verabschiedet, was so viel bedeutet wie „global denken, lokal handeln“.
Erlauben Sie mir, Sie an meinen persönlichen Erfahrungen, wie das funktionieren kann, teilhaben zu lassen. Aber lassen Sie mich zunächst erklären, was ich unter Nachhaltigkeit verstehe. Mir gefällt die Definition der Brundtland-Kommission von 1978, die Nachhaltigkeit als die Fähigkeit der heutigen Generation beschreibt, ihre Bedürfnisse zu befriedigen, ohne die Fähigkeit künftiger Generationen zu gefährden, ihre Bedürfnisse zu befriedigen. In diesem Zusammenhang stelle ich mir immer die Frage: „Fördere ich die Fähigkeit künftiger Generationen, ihre Bedürfnisse zu erfüllen, oder behindere ich sie?“
Stipendien verbinden Menschen auf der ganzen Welt
Zurück zu meinen Erfahrungen: Im Jahr 2018 habe ich an einem Austauschprogramm zwischen Deutschland und Kenia im Rahmen des ASA-Programms teilgenommen. Während dieser Zeit habe ich erstaunliche für alle zu machen. In der jüngsten Vergangenheit war ich dank eines DAAD-Stipendiums Masterstudent in Deutschland - in einer Klasse, die ebenfalls aus brillanten Köpfen aus der ganzen Welt bestand.
Von den vielen Freundinnen und Freunden, die der Globus mir außerhalb der Grenzen meines Heimatlandes Kenia beschert hat, habe ich eine tiefe Verbindung zu Lucas aus Deutschland und Magdalena aus der Schweiz geknüpft - meinen ehemaligen Kolleg:innen im ASA-Programm in unserem Projektbüro in Berlin. Wir beeinflussen uns gegenseitig positiv, sporadisch und teilweise auch unbewusst. Vor kurzem haben wir alle beschlossen, ein Masterstudium zu absolvieren. Magdalena ging nach Schweden, Lucas entschied sich für die Schweiz, während ich nach Deutschland zurückkehrte.
Magdalena forschte über Mechanismen zur Bekämpfung von Lebensmittelabfällen in europäischen Großstädten. Lucas hingegen untersuchte Mechanismen zur Sicherstellung einer angemessenen Energieversorgung und Möglichkeiten der gemeinsamen Nutzung von Energie auf dem Kontinent, d. h. der Erzeugung auf einem Kontinent zum Verbrauch in einem anderen Land. Ich meinerseits beschäftigte mich mit der Überprüfung von Strategien und Mechanismen zur Bekämpfung der Unterernährung von Kleinkindern in Kenia.
Eine Herausforderung, unterschiedliche Ansätze
Diese Projekte waren erstaunlich, und sie zeigten vor allem die vorrangigen und dringenden Probleme auf, die die Aufmerksamkeit unserer Länder erfordern. Später wurde mir klar, dass wir unbewusst die Realitäten zwischen dem globalen Süden und dem Norden darstellten. Wir zeichneten auf subtile Art und Weise die dringlichen Probleme unserer Umwelt ab.
Klimawandel, Energieerzeugung und -verbrauch, Nachhaltigkeit in den Lebensmittelsystemen, Wasser, Gesundheit und Umwelt sind je nach Standort und sozioökonomischem Standard der Gesellschaften, in denen wir leben, unterschiedlich betroffen. Trotz der Ähnlichkeit der Herausforderungen reagieren wir unterschiedlich und setzen unterschiedliche Prioritäten. Ganz zu schweigen davon, dass wir durch sie unterschiedlich definiert werden.
Unsere Reaktion auf diese Herausforderungen hängt davon ab, wie stark sie sich auf unser unmittelbares Umfeld auswirken. Könnte unser Blick und unser Wunsch nach Nachhaltigkeit vor diesem Hintergrund über die vorherrschenden Realitäten hinausgehen? Könnten wir die globalen Herausforderungen angehen und dabei auch die Perspektive der anderen Gruppe berücksichtigen, die von unseren alternativen Maßnahmen oder deren Fehlen betroffen ist? Ja, daran glaube ich, und ich bin fest davon überzeugt, dass dies eine gute Möglichkeit ist. Der weitaus wichtigste Ausgangspunkt ist der globale Ansatz bei gleichzeitigem lokalem Handeln.
Außerdem müssen wir die Auswirkungen unseres Handelns auf die Menschen reflektieren, die nicht die gleichen geografischen und sozioökonomischen Vorteile und Perspektiven haben wie wir. Nicht zuletzt müssen wir beobachten, inwieweit unsere vorteilhaften Maßnahmen global extrapoliert werden können, um die Welt gerechter zu machen.
Das Leben mit den Augen der anderen sehen
Aufgrund meiner beiden Erfahrungen in einem globalen und multikulturellen Umfeld habe ich mir eine globale Sichtweise angeeignet. Ich versuche, das Leben aus der Position einer anderen Person zu sehen. Nach dem Motto: wenn die Rollen vertauscht wären, würde ich dann anders handeln? Wann immer ich mich in einem Dilemma wichtiger Lebensentscheidungen befinde, bin ich stets darauf bedacht, verantwortungsbewusst zu handeln, damit ich die künftige Generation nicht in Gefahr bringe. Außerdem glaube ich, dass dies das Anliegen eines jeden sein sollte, um die Welt zu einem besseren Ort für alle zu machen.
Das Leben ist besser, wenn wir uns der Auswirkungen unserer Handlungen auf die Betroffenen dieser Handlungen besser bewusst werden. Und das macht uns toleranter und einfühlsamer. Wenn Regierungen, Institutionen, politische Entscheidungsträger und Gesellschaften sich von derselben Frage leiten lassen würden, dann könnte die Welt meiner Meinung nach schon heute besser sein. Viele Kriege und Katastrophen hätten verhindert werden können, die meisten Gemeinschaften würden nicht unter den Folgen des Klimawandels leiden, und Diskriminierung aufgrund ethnischer Zugehörigkeit könnte der Vergangenheit angehören.
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