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Vielfalt schießt Tore: Ausländische Fußballer in der Bundesliga

Ein Fußball auf Rasen im Stadion
© Getty Images/NiseriN

Wer kickt eigentlich in der 1. Fußball-Bundesliga? Ein Blick in die Statistik zeigt: Inzwischen haben die ausländischen Spieler die deutschen Profis zahlenmäßig überholt. Eine Folge der globalisierten Welt, die auch Veränderungen des Sports mit sich bringt.

Als der Hamburger Sport-Verein (HSV) im Juni 1960 Deutscher Meister wurde, gab es im Kader nur einen Nicht-Hamburger – und der kam aus Buxtehude, gut 20 Kilometer Luftlinie von Hamburg entfernt. Heute ist die Welt durch neue Technologien, Transportmittel und Handelsabkommen immer enger miteinander verbunden. Und auch der Fußball ist längst zu einem interantionalen Geschäft geworden.

Wir leben in einer globalisierten Welt, und wohl kaum etwas spiegelt dies besser wider als die Fußball-Bundesliga. Ein kleiner Eindruck: Anfang Februar 2017 wird die Torschützenliste vom gabunischen Nationalspieler Pierre-Emerick Aubameyang (Borussia Dortmund), dem französischen Stürmer Anthony Modeste (1. FC Köln) und dem polnischen Nationalspieler Robert Lewandowski (FC Bayern München) angeführt. Carlo Ancelotti, aktueller Trainer des Rekordmeisters FC Bayern München, stammt aus Italien, sein Vorgänger Josep (Pep) Guardiola aus Spanien.

Guardiola trainiert inzwischen den englischen Premier-League-Club Manchester City, der ehemalige Dortmunder Trainer Jürgen Klopp ist Cheftrainer beim FC Liverpool. Der deutsche Weltmeister Toni Kroos steht bei Real Madrid unter Vertrag. Mesut Özil, deutscher Nationalspieler mit türkischen Wurzeln, hatte seine letzten drei Stationen bei Werder Bremen, Real Madrid und Arsenal London. Diese Liste ließe sich endlos weiterführen – und kann in der kommenden Saison schon wieder ganz anders aussehen, denn das Transfer-Karussell dreht sich, und zwar global.

GmbH statt Verein

Der Fußball ist zu einem internationalen Geschäft geworden. Nur noch fünf Teams der 1. Fußball-Bundesliga spielen als eingetragene Vereine (e. V.):

  • 1. FSV Mainz 05 e. V.
  • Fußballclub Gelsenkirchen-Schalke 04 e. V.
  • RB Leipzig e. V.
  • Sport-Club Freiburg e. V.
  • SV Darmstadt 1898 e. V.

Die restlichen 13 Clubs firmieren unter GmbH, GmbH & Co KGaA oder AG. Fußballprofis werden zu Angestellten, der Wechsel des Arbeitgebers erfolgt häufig aus dem Abwägen von Karrieremöglichkeiten und nicht mehr aus Begeisterung für einen bestimmten Verein. Welcher Profi bleibt aus Treue bei seinem Club, wenn er anderswo größere Chancen für sich sieht? Ausländische Fußballprofis können in diesem Sinne als Expats betrachtet werden, die in Deutschland bessere Arbeitsmöglichkeiten und ein höheres Gehalt vorfinden als in ihrem Heimatland.

Auch die großen Clubs aus den Ligen in Spanien, England oder Frankreich konkurrieren um die besten Spieler der Welt. Inzwischen werden für einzelne Spieler Ablösesummen von zig Millionen Euro gezahlt. Der bisher teuerste Spieler der Welt ist der Franzose Paul Pogba. Die Ablösesumme, die sein neuer Club Manchester United im vergangenen Jahr an Juventus Turin zahlte, beläuft sich nach Medienberichten auf 105 Millionen Euro.

Mehr ausländische als deutsche Profis in der 1. Bundesliga

Als die Bundesliga in der Saison 1963/64 gegründet wurde, kamen nur sieben der insgesamt 300 Spieler nicht aus Deutschland. In der vergangenen Saison 2015/16 sah das Verhältnis schon ganz anders aus. Von insgesamt 429 Fußballprofis in der 1. Bundesliga hatten nur 194 die deutsche Staatsbürgerschaft, 235 spielten mit einem ausländischen Pass.

Bereits 1995 entschied der Europäische Gerichtshof (EuGH), dass für Profifußballer innerhalb der Europäischen Union (EU) die Arbeitnehmerfreizügigkeit gelten muss. Aber im September 1998 lachte noch ganz Fußballdeutschland über den damaligen Trainer des amtierenden deutschen Meisters 1. FC Kaiserslautern, Otto Rehhagel. Dieser hatte nämlich im Spiel gegen den VfL Bochum einen vierten Nichteuropäer eingewechselt und damit gegen die Ausländerregelung des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) verstoßen. Wegen dieses Wechselfehlers wurde das Spiel als Sieg für Bochum gewertet.

Acht Jahre später : Seit der Saison 2006/07 gilt:

  • Jeder deutsche Club muss zwölf deutsche Lizenzspieler unter Vertrag haben.
  • Die Beschränkung von Nicht-UEFA-Ausländern entfällt ganz.
  • Jeder Verein muss seit der Saison 2008/09 mindestens acht bei einem deutschen Club ausgebildete Spieler (Local Player) beschäftigen. Von diesen Local Playern müssen wiederum mindestens vier vom eigenen Club ausgebildet worden sein.

Die hat ihre Spuren hinterlassen: Zum Ende der Saison 2015/2016 waren Spieler aus Deutschland und insgesamt 54 anderen Ländern in der vertreten. Die größte Gruppe der ausländischen Spieler (18) stammte aus Brasilien. Insgesamt 40 Profis, die zu diesem Zeitpunkt in der 1. Bundesliga unter Vertrag standen, kamen aus Lateinamerika. Aus afrikanischen Ländern kamen 18 Spieler, Japan stellte elf Spieler.

Fußball als Chance

Die Bundesliga spiegelt nicht nur die Globalisierung und die zunehmende Kommerzialisierung des Fußballs wider. Sie zeigt auch, welche Chancen im Fußball für die Integration stecken. Da wäre zum Beispiel Sergej Barbarez, der aus Bosnien-Herzegowina stammt. Als die ausbrachen, hielt er sich zufällig bei einem Onkel in Hannover auf. Aus Sicherheitsgründen blieb er in Deutschland, und sein Onkel machte 1992 für ihn einen Termin bei der Amateurmannschaft von Hannover 96 zum Probetraining. Dies war der Startschuss seiner Profi-Karriere als Fußballer in Deutschland, zu deren Stationen auch Borussia Dortmund, der Hamburger Sport-Verein und Bayer 04 Leverkusen gehörten. Barbarez wurde 2001 zusammen mit dem dänischen Stürmer Ebbe Sand Torschützenkönig der 1. Bundesliga.

Neben vielen Fußballern aus anderen europäischen Ländern oder Lateinamerika schreiben auch die afrikanischen Spieler seit den 1970er Jahre Geschichte in der Fußball-Bundesliga. Der aus Ghana stammende Ibrahim Sunday war der erste Afrikaner in der Bundesliga. Er spielte von 1975 bis 1977 beim SV Werder Bremen.

Der bisher beste Torschütze unter den afrikanischen Bundesliga-Spielern ist Anthony Yeboah. Insgesamt traf er in 223 Bundesliga-Spielen 96-mal ins Tor. In der Saison 1992/93 wurde er zusammen mit Ulf Kirsten (Bayer 04 Leverkusen) und in der Saison 1993/94 zusammen mit Stefan Kuntz (1. FC Kaiserslautern) Torschützenkönig. Auf eine ziemlich erfolgreiche Bundesliga-Karriere kann auch der Ghanaer Sammy Kuffour zurückblicken, der zwischen 1994 und 1997 mit dem FC Bayern Münchnen insgesamt 17 Titel gewann.

Deutsche Welle: Afrikanische Legenden der Bundesliga

Deutsche Welle: Afrikanische Legenden der Bundesliga Deutsche Welle: Afrikanische Legenden der Bundesliga ©

Unter den Torschützenkönigen finden sich in 50 Jahren Bundesliga-Geschichte bereits 17 verschiedene Namen von ausländischen Spielern. Der erste nicht deutsche Torschützenkönig in der Fußball-Bundesliga war in der Saison 1989/90 der (Eintracht Frankfurt). Neben Anthony Yeboah holte sich als ausländischer Spieler auch Robert Lewandowski den Titel bereits zweimal: In der Saison 2013/14 noch im Trikot von Borussia Dortmund und in der Saison 2015/16 im Trikot des FC Bayern München. Und auch in der laufenden Saison könnte er wieder der beste Torschütze der Liga werden.

Alle diese Beispiele zeigen, dass die Fußball-Bundesliga offen für ausländische Spieler ist. Wer eine gute Leistung bringt, kann hier – ganz gleich, aus welchem Land er stammt – erfolgreich sein. Der beste ausländische Torschütze in der Bundesliga ist derzeit übrigens der Peruaner Claudio Pizarro. Er hat bis Ende Januar 2017 in 420 Bundesliga-Spielen 190 Tore erzielt und ist immer noch aktiv. Somit könnte er als fünfter Spieler überhaupt und als erster Nichtdeutscher in der Geschichte der 1. Bundesliga die Marke von 200 Toren erreichen. Zudem ist Pizarro der am häufigsten eingesetzte ausländische Spieler und Rekordtorschütze von Werder Bremen – also eine echte Erfolgsgeschichte!

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