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Die närrische fünfte Jahreszeit

© Thomas Kölsch

Die einen können es kaum erwarten, die anderen schütteln nur mit dem Kopf: Karneval, Fastelovend, Fasenacht oder Fasching spaltet in Deutschland die Gemüter und sorgt vor allem bei Besucherinnen und Besuchern aus dem Ausland häufig für Verwirrung. Ganz normale Menschen verkleiden sich, singen eigenartige Lieder und stürzen sich in verrückte Feiern mit einigen sehr seltsamen Ritualen. Wie ausgeprägt dieses Verhalten ist, hängt allerdings von der Region ab. Und von der Religion. In eher protestantisch geprägten Gegenden ist die sogenannte „fünfte Jahreszeit“ erst in den letzten 30 Jahren in Mode gekommen – zuvor hat man dort das närrische Treiben eher ablehnend betrachtet. In weiten Teilen des vom Katholizismus dominierten Rheinland, in Schwaben sowie in weiten Teilen Hessens genehmigen sich Bürgerinnen und Bürger schon seit Jahrhunderten unmittelbar vor Beginn der Fastenzeit ein paar ausgelassene Tage. Ganze Städte geraten in eine Art Ausnahmezustand, wenn die „Jecken“ symbolisch die Macht übernehmen und die Straßen voll sind mit verkleideten Menschen, für die Feiern das oberste Gebot ist. Dabei existieren jedoch regionale Unterschiede – wir geben einen Überblick.

Historische Wurzeln und antike Einflüsse

Die Wurzeln des Karnevals in all seinen Ausprägungen gehen bis in die Antike zurück, unter anderem auf Festlichkeiten zu Ehren des griechischen Wein-Gottes Dionysos und des römischen Gottes des Ackerbaus, Saturnus. An diesen Tagen wurde ausgiebig gegessen und getrunken, die Mächtigen mit Spott bedacht und Standesunterschiede aufgehoben – Elemente, die bis heute Gültigkeit haben. Diese vermischten sich mit keltischen und nordischen Riten, mit denen der Winter, die Finsternis sowie böse Geister vertrieben werden sollten; letzteres ist bis heute in der schwäbisch-alemannischen Fastnacht zu beobachten, die im südwestdeutschen Raum gefeiert wird. Dort spielen Teufel und Hexen oft eine zentrale Rolle.

Tradition trifft auf Moderne: Kostüme und Masken

Die handgefertigten Kostüme der aktiven Karnevalistinnen und Karnevalisten sowie die aufwendig verzierten Holzmasken, die oft über Generationen vererbt werden, weisen dabei eher Parallelen zum Karneval in Venedig auf als zum volkstümlichen rheinischen Karneval. Sie sind tief verwurzelt in der Tradition, urtümlicher und zugleich dunkler als die Uniformen der verschiedenen Garden, die in Köln, Bonn und Düsseldorf eine wichtige Rolle spielen. Neben den bereits genannten Figuren sind unter anderem Narren, Tiergestalten und so genannte „Wilde Leute“. Die ersten Fastnachtsveranstaltungen und Narrentreffen, bei denen zum Teil tausende Narren zusammenkommen, finden ab dem 6. Januar statt; die heiße Phase beginnt am Donnerstag vor Aschermittwoch und endet mit letzterem.

Weiberfastnacht: Ein besonderer Tag im Karnevalskalender

Auch im Rheinland ist der Donnerstag vor Aschermittwoch ein wichtiges Datum im närrischen Kalender, obwohl es sonst zwischen der Fastnacht und dem Karneval nahezu keine Parallelen gibt. An dem Weiberfastnacht genannten Tag, an dem die Frauen Männern ungestraft die Krawatten abschneiden dürfen und symbolisch die Rathäuser erstürmen, beginnt offiziell der Straßenkarneval und damit der Höhepunkt der fünften Jahreszeit.

Während die zahlreichen Karnevalsvereine schon ab dem 11. November zahlreiche Veranstaltungen für unterschiedliche Zielgruppen (Kinder-, Damen-, Herren- und Seniorensitzungen) mit einem bunten Programm aus Musik, Tanzeinlagen und satirischen, gereimten „Büttenreden“ zusammenstellen und sich dabei gerne gegenseitig besuchen, strömen die Jeckinnen und Jecken zwischen Weiberfastnacht und Rosenmontag nach draußen.

Kamelle und Kostüme: Die Höhepunkte des Straßenkarnevals

Dann finden die Karnevalszüge statt, von den eher überschaubaren Umzügen einzelner Stadtviertel bis hin zu Großveranstaltungen wie dem Kölner Rosenmontagszug mit einer Länge von acht Kilometern, 10.000 aktiv mitlaufenden Personen und bis zu einer Million (ebenfalls verkleideten) Zuschauerinnen und Zuschauern entlang der Strecke. Diese hoffen auf bunte und kreative Kostüme und auf Motivwagen, die gesellschaftliche Ereignisse persiflieren und parodieren – und natürlich auf die „Kamelle“: Süßigkeiten, die von den Fußgruppen und den Mannschaften auf den Karnevalswagen in die Menge geworfen werden und die vor allem Kinder mit lautstarken Rufen einfordern.

Neben Köln gelten Bonn, Aachen und Düsseldorf (sowie das ansonsten nicht zum Rheinland zählende Mainz) als Hochburgen des rheinischen Karnevals. In der Nacht auf Aschermittwoch endet schließlich der Karneval. Bis zum nächsten 11.11.

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Kommentare

  • Mácsai Ilona

    13.03.2024

    Im Unterricht der deutschen Sprache kann ich den Artikel gut verwenden.

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