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Deutschlands Weg in eine stabile Demokratie

Schwarz-weiß Foto von der ersten Bundestagsversammlung nach der Wahl im August 1949.
Am 14. August 1949 fand die erste Bundestagswahl statt. Der 1. Deutsche Bundestag kam in Bonn zusammen. © picture-alliance/dpa

Am 14. August 1949 – gut vier Jahre nach Ende des Zweiten Weltkriegs – fand in den westlichen Besatzungszonen die erste Wahl zum Deutschen Bundestag statt. Es handelte sich um die erste freie Wahl in Deutschland seit der Machtübernahme der Nationalsozialisten 1933. Die Bundesrepublik Deutschland entwickelte sich in den Jahren darauf zu einer stabilen, wirtschaftlich starken Demokratie mit enger Bindung an die USA und Westeuropa.

Der Wahlkampf zur ersten Bundestagswahl war kurz, aber dafür umso härter: Die politischen Gegner beschimpften einander mal mehr, mal weniger direkt als Lügner und Schurken, Knechte des Großkapitals und heimliche Kommunisten. Einig waren sich die Parteien nur über die Größe der Aufgaben, die vor der künftigen Regierung lagen. Vier Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs lagen in vielen deutschen Städten noch ganze Straßenzüge in Trümmern. Wohnungsnot und Arbeitslosigkeit waren enorm hoch, Millionen von Geflüchteten und Vertriebenen aus den ehemals deutschen Gebieten in Mittel- und Osteuropa mussten integriert werden.

Seit der Kapitulation Deutschlands am 8. Mai 1945 lag die Regierungsgewalt bei den Streitkräften der Alliierten. Deutschland war in vier Besatzungszonen aufgeteilt: eine amerikanische, eine britische, eine französische und eine sowjetische. Mit dem Beginn des Kalten Krieges verschärften sich die politischen und wirtschaftlichen Unterschiede zwischen den Zonen: Während im Osten unter sowjetischem Druck der Staatssozialismus etabliert wurde, profitierten die drei Westzonen von den amerikanischen Marshallplan-Hilfen und verschmolzen ab 1947 wirtschaftlich erst zur Bi- und dann zur Trizone. Das Kölner Karnevalslied „Wir sind die Eingeborenen von Trizonesien“ wurde schnell zum überregionalen Hit.

Verabschiedung des Grundgesetzes

1948 beriefen die Ministerpräsidenten der Länder der westlichen Besatzungszonen einen Verfassungskonvent ein, der die Grundlagen des Grundgesetzes erarbeitete. Die freiheitliche demokratische Verfassung, in der die Grundrechte eine herausgehobene Stellung einnehmen, wurde am 8. Mai 1949 vom Parlamentarischen Rat in Bonn verabschiedet. In Westdeutschland war ein neuer Staat entstanden: die Bundesrepublik Deutschland. 

Während der NS-Diktatur waren alle Parteien außer der NSDAP verboten gewesen. Alle Parteien nach 1945 waren daher Neu- oder Wiedergründungen. Die Sozialdemokratische Partei Deutschlands (SPD) und die Kommunistische Partei Deutschlands (KPD) hatten schon vor 1933 bestanden, die unterschiedlichen liberalen Strömungen fanden sich in der Freien Demokratischen Partei (FDP) wieder zusammen. Eine politische Neuheit waren die konfessionsübergreifende Christlich Demokratische Union (CDU) und deren bayerische Schwesterpartei Christlich Soziale Union (CSU). Die CDU unter ihrem Vorsitzenden Konrad Adenauer trat für soziale Marktwirtschaft und die Westbindung der Bundesrepublik ein. Die SPD unter Kurt Schumacher forderte dagegen vehement die Einheit Deutschlands und die Einführung eines planwirtschaftlichen Systems.

80 Prozent Wahlbeteiligung

Damit standen die rund 32 Millionen „Trizonesier“ vor einer Richtungsentscheidung über die Zukunft des jungen Staates. Entsprechend hoch war mit fast 80 Prozent die Wahlbeteiligung. Wahlberechtigt waren deutsche Staatsbürgerinnen und Staatsbürger ab 21 Jahren sowie Vertriebene und Geflüchtete ohne deutsche Staatsbürgerschaft. Die Menschen in den drei westlichen Sektoren Berlins durften wegen des besonderen Status der Stadt nicht mitwählen.

Nach einem heftig geführten Grundsatzstreit um Verhältnis- oder Mehrheitswahlrecht hatten sich die Parteien auf einen Kompromiss geeinigt, der eine personalisierte Verhältniswahl vorsah. In den Bundestag kamen nur Parteien, die in einem Bundesland entweder fünf Prozent der Stimmen oder ein Direktmandat errungen hatten. Dies gelang elf der 19 angetretenen Parteien, die meisten von ihnen verschwanden jedoch in den darauffolgenden Jahren wieder von der Bildfläche.

Der CDU/CSU gelang ein knapper Sieg: Sie gewann 31 Prozent der Stimmen, die SPD rund 29 Prozent. Der damals schon 73 Jahre alte Adenauer bildete mit der FDP, die knapp 12 Prozent der Stimmen erhielt, und der rechtsgerichteten Deutschen Partei (DP) eine Koalition und wurde mit nur einer Stimme Mehrheit zum deutschen Bundeskanzler gewählt – in ein Amt, das er bis 1963 behalten sollte. Während dieser Zeit verschärfte sich der Ost-West-Konflikt immer weiter. Die Bundesrepublik und die am 7. Oktober 1949 gegründete DDR wurden zu Frontstaaten im Kalten Krieg.

Entstehung der Europäischen Gemeinschaft

Begünstigt durch das rasante Wirtschaftswunder der 1950er-Jahre entwickelte sich die Bundesrepublik zu einer stabilen Demokratie. Adenauers Politik der Westintegration führte zur Aussöhnung mit Frankreich und 1952 zur Gründung der Montanunion zwischen Deutschland, Frankreich, Italien und den drei Benelux-Staaten. Diese Organisation wurde zur Keimzelle der Europäischen Gemeinschaft.

 
 
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