Von Indien nach Norddeutschland: Hetvi Dhruvas Weg in die deutsche IT-Branche
- 2024-11-26
- Gemma Pörzgen
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Hetvi Dhruva ist 27 Jahre alt und studierte in Mumbai Data Analytics. 2021 ging sie nach ihrem Bachelor und kurzer Berufstätigkeit zum Studium nach Deutschland, wo sie einen Master in Data Analytics absolvierte. Heute arbeitet sie als Versicherungsmathematikerin bei einem Versicherungskonzern in Hannover.
Viele Menschen aus aller Welt, unter ihnen zahlreiche Inderinnen und Inder, betrachten Deutschland als attraktives Land, um Arbeit und voranzutreiben. Für Hetvi Dhruva, die aus Indien stammt, steht fest: „Deutschland gilt als Land mit geringem Risiko.“ Viele Argumente sprechen ihrer Meinung nach dafür, nach Deutschland zu gehen: Die Bundesrepublik sei ein sicheres Land. Wer sich für ein entscheide, müsse deutlich weniger Geld ausgeben als in den USA oder in Großbritannien, da die staatlichen Hochschulen kostenlos sind. Und: Deutsche Studienabschlüsse seien in Indien sehr angesehen.
Sprachbarrieren und Integration
Dennoch waren die Hindernisse für den Einstieg in die deutsche Gesellschaft nach ihrer Erfahrung höher als gedacht. „Die größte Hürde ist die “, sagt Hetvi Dhruva. „Ich habe Sprachkurse besucht, hatte aber wenig Gelegenheit, im Alltag Deutsch zu sprechen“, erzählt sie von ihren Erfahrungen. Ihr Masterstudiengang, den sie an der Universität Hildesheim absolvierte, war auf Englisch, deshalb fiel ihr das Deutsche lange schwer. Seit sie in das größere Hannover umgezogen ist, sind die Probleme geringer geworden und ihr Deutsch besser.
Bürokratie und Digitalisierung: Herausforderungen im Alltag
Zu schaffen machte Hetvi Dhruva auch die deutsche Bürokratie. „Es ist viel Papierkram“, sagt sie. „Die Digitalisierung ist in Deutschland noch nicht so weit fortgeschritten wie in anderen Ländern.“ Das mache häufige Ämtergänge notwendig. „Außerdem ist das Bürokratendeutsch für Personen aus dem Ausland schwer zu verstehen“, ergänzt sie. Als Inderin muss Hetvi Dhruva einmal im Jahr zur Ausländerbehörde, um ihr Visum zu verlängern. „Das kostet viel Zeit“, sagt sie.
Ich habe das Gefühl, angekommen zu sein
Kopfzerbrechen bereiten ihr auch das System verschiedener Versicherungen, der Steuerbescheid, aber auch die deutschen Mietregelungen. Ihr war zum Beispiel lange unklar, welche Rechte und Pflichten sie als Mieterin einer Wohnung hat. „Das war eine echte Herausforderung.“ Bürokratische Prozesse vereinfachen und digitalisieren, Informationen über das Ankommen und Leben in Deutschland bereitstellen – die Versicherungsmathematikerin findet, dass Deutschland mehr tun könnte, um aus dem Ausland anzulocken.
Wunsch nach mehr Toleranz
Vor allem wünscht sie sich mehr gesellschaftliche Toleranz. Die deutsche Sprache sei einfach schwierig und es sei vollkommen normal, dass man als Nicht-Muttersprachler:in Fehler mache. In einer kleineren Stadt wie Hildesheim sei sie auf Ungeduld gestoßen. Jemandem, der ganz frisch nach Deutschland gekommen sei, erschwere dieses Verhalten das Ankommen erheblich. Hetvi Dhruva jedenfalls hätte sich über mehr Angebote von Integrationskursen gefreut, die das Leben in Deutschland verständlicher machen. „Viele Kurse legen aber zu großen Wert auf die deutsche Grammatik statt auf Erfahrungen im Alltag und auf Alltagssprache“, findet Hetvi Dhruva. Sie hatte in ihrem Sprachkurs zwar immer Einsernoten, kam aber im Alltag erstmal trotzdem nicht gut zurecht.
Unterstützung durch den Arbeitgeber
Viel Unterstützung indes erhielt Hetvi Dhruva von ihrem jetzigen Arbeitgeber, der ihr dabei half, bürokratische Hindernisse zu überwinden. „Meine Firma ist international, die Arbeitssprache ist Englisch und meine Kollegen hatten gute Tipps parat", sagt sie. Über ihren Arbeitgeber bekam Hetvi Dhruva die Blaue Karte EU, einen Aufenthaltstitel für hochqualifizierte Fachkräfte aus Nicht-EU-Staaten, der ihnen ermöglicht, in einem EU-Land zu arbeiten und zu leben. „Das war sehr hilfreich und eine gute Erfahrung.“
Ungewohnt fand sie zunächst, dass in Deutschland der Kontakt mit den Arbeitskollegen etwas distanzierter läuft als in der Heimat. „Es gibt da eine klare Grenze zwischen Kollegen und Freunden, an die ich mich erst gewöhnen musste.“
Vorteile der Work-Life-Balance in Deutschland
Als sehr positive Erfahrung beschreibt Hetvi Dhruva die gute Work-Life-Balance in Deutschland. „Das ist wirklich toll“, sagt sie. Wenn man Feierabend habe oder im Urlaub sei, störe niemand aus dem Unternehmen. „Man kann richtig abschalten.“ Sehr angenehm findet die Inderin auch, dass die Arbeitsatmosphäre so offen sei. „Jede Frage ist erlaubt“, fasst die zusammen.
Anderen internationalen Fachkräften empfiehlt Hetvi Dhruva die Webseite . Die Plattform bietet internationalen Fachkräften umfassende Informationen zu Jobmöglichkeiten, Visa-Anforderungen und dem Leben in Deutschland. Sie stellt zudem Ressourcen zur Anerkennung ausländischer Abschlüsse, Bewerbungstipps und Hinweise zur Integration bereit.