Erfolgreiche Kommunikation: Tipps für internationale Fachkräfte
- 2024-06-25
- Lisa Priller-Gebhardt
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Um eines gleich vorwegzunehmen: Es gibt ihn nicht, DEN einen deutschen Betrieb, DIE eine deutsche Arbeitskultur oder DEN einen deutschen Kollegen. Nicht nur die Belegschaft ist vielfältig, auch die Art und Weise, wie in deutschen Unternehmen kommuniziert und nach welchen gearbeitet wird, aber auch wie der Umgang innerhalb der Teams läuft, unterscheiden sich. „Es gibt Betriebe wie Startups, bei denen die Hierarchien eher flach sind und die Kolleginnen und Kollegen und auch die Chefs geduzt werden. Aber es gibt auch große Unternehmen, die heute noch geführt werden wie Behörden“, erklärt Christoph Vatter, Professor für interkulturelle Wirtschaftskommunikation an der Universität Jena. Dazu kommen laut Vatter noch die Ansprüche der Generation Z, die die Arbeitskultur in Deutschland zusätzlich verändern. Dennoch gibt es Dinge, die in Deutschland häufig etwas anders laufen als in anderen Ländern.
Deutsche lieben es direkt
„Die direkte Sprache geht mit einer hohen Verbindlichkeit einher und vermittelt Verlässlichkeit“, sagt Vatter. „Was mündlich besprochen wurde, gilt als beschlossen.“ Viele Deutsche würden diesen Kommunikationsstil deshalb sehr schätzen. „Doch Menschen aus dem mediterranen und afrikanischen Raum, aber auch aus vielen asiatischen Ländern bevorzugen eher die indirekte Kommunikation, wie beispielsweise die Sandwich-Technik, bei der Kritik zwischen positiven Punkten versteckt wird“, sagt Vatter. Er empfiehlt: Auch Menschen, die eher die indirekte Kommunikation schätzen, sollten sich trauen, ihre Meinung zu äußern oder ihren Standpunkt zu vertreten. Wissend, dass das ein längerer Lernprozess sein kann. Dabei kann es auch hilfreich sein, sich ein Vorbild im Unternehmen zu suchen und sich zu überlegen: Wie würde diese Person verbal reagieren?
Der Umgang mit Hierarchien
Wie eingangs schon erwähnt, gibt es die unterschiedlichsten Unternehmens- und Führungskulturen. „Dabei kann es in einer Imbissbude hierarchischer zugehen als in einem internationalen Konzern“, sagt Vatter. Doch generell gehe der Trend zu agilem Arbeiten und damit auch zu flacheren Hierarchien. Das mag für Fachkräfte aus anderen Kulturen mitunter irritierend sein. „Starke Führungsfiguren und die Eindeutigkeit über Zuständigkeiten werden zum Beispiel oft in afrikanischen Ländern erwartet. Auch in Japan und China spielt die Führungsebene eine sehr starke Rolle“, so der Wissenschaftler.
Ein weiterer Aspekt der eng an die Unternehmenskultur geknüpft ist, ist das . Auch hier gebe es laut Vatter nicht die eine Lösung für alle. „Es ist wichtig, sich im Vorfeld zu informieren, was in dem Unternehmen Usus ist. Doch wer beim ersten Treffen siezt, ist in jedem Fall auf der sicheren Seite“, lautet sein Tipp.
Umgang mit Kritik und Feedback
Auch bei herrscht in deutschen Unternehmen oft der eingangs erwähnte direkte Ton. „Es ist hierzulande gängige Praxis, sich direkt und konstruktiv zu äußern“, sagt Vatter. Deutsche würden offene Kritik sogar einfordern. „Das Feedback wird als Chance gesehen, sich weiterzuentwickeln“, so der Kommunikationsexperte. Auch wenn Kritik meist in der Sache geübt wird, wird sie von Menschen, die mit der direkten Kommunikation nicht so vertraut sind, häufig als Kritik an der Person verstanden. Vor allem Menschen aus mediterranen Ländern, aus Lateinamerika, aus afrikanischen Ländern oder dem asiatischen Kulturraum hätten manchmal Probleme, mit offen vorgetragener Kritik umzugehen. Vatter nennt dazu ein Beispiel aus der Praxis: Studierende aus Afrika sollten an einer Lehr-Evaluation teilnehmen und den Dozierenden schriftliches Feedback geben. „Mit dieser Form des Feedbacks waren sie nicht vertraut. Sie haben sie nicht gelernt und sich auch nicht getraut, Kritik zu üben“, sagt Vatter. Sie hätten Angst vor negativen Folgen gehabt. Dabei könne man durchaus lernen, „dass man alles sagen kann, was Sache ist“.
Die Freude am Austausch fördern
Internationalen Fachkräften, die sich in Sachen Arbeitskommunikation weiterbilden möchten, empfiehlt Vatter die Teilnahme an Kursen oder Coachings. Solche bieten inzwischen auch viele Firmen an, um das gegenseitige Verständnis und die Wertschätzung zu fördern. Was auch den Erfolg des Teams stärkt. „Wer über dieses Thema nachdenkt, hat bereits den ersten Schritt gemacht, die eigenen Unsicherheiten zu reduzieren“, sagt Vatter.