Der Boom der grünen Jobs
- 2022-11-09
- Miriam Hoffmeyer
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Um die Klimaziele zu erreichen, braucht Deutschland Hunderttausende zusätzlicher . Lesen Sie hier, was man genau unter „Green Jobs“ versteht, in welchen Bereichen diese zu finden sind und welche Chance sie für eröffnen.
Die werden immer stärker spürbar. Der Bundestag hat deshalb im vergangenen Jahr ein Klimaschutzprogramm beschlossen, um die deutschen CO2-Emissionen bis 2030 um 65 Prozent im Vergleich zu 1990 zu senken. Geplant ist unter anderem, die erneuerbaren Energien stark auszubauen, den Anteil der E-Autos und der Flächen für den Ökolandbau zu erhöhen und pro Jahr 400.000 neue klimagerechte Wohnungen zu bauen. Die Umgestaltung zur „Green Economy“ schafft laut Berechnungen des in Nürnberg auch viele neue Jobs: Ab dem Jahr 2025 werden demnach rund 400.000 zusätzliche Arbeitskräfte in Deutschland gebraucht, um die zu erreichen.
Grüne Jobs: von A wie Abfall bis Z wie Zylinderabschaltung
„Green Jobs“ sind nach der Definition der menschenwürdige Arbeitsplätze, die zur Erhaltung oder Wiederherstellung der Umweltqualität beitragen. Es gibt sie in fast allen Wirtschaftssektoren, von der Landwirtschaft über Industrie, Energie und Verkehr bis zu Verwaltung und Dienstleistungen. Nicht nur der Windrad-Ingenieur oder die Nachhaltigkeitsbeauftragte eines Konzerns hat einen „Green Job“, sondern auch beispielsweise der Handwerker, der Altbauten dämmt, oder die IT-Expertin, die Software zur Verbesserung der Energieeffizienz programmiert. Wegen dieser Vielfalt ist die Abgrenzung zu „nichtgrünen“ Jobs nicht immer leicht. Forschende des IAB haben deshalb einen Schlagwortkatalog erarbeitet, um Stellenanzeigen entsprechend einzuordnen – von A wie Abfall bis Z wie Zylinderabschaltung, eine Technik zur Kraftstoff-Einsparung.
In einem laufenden Projekt untersucht vom IAB seit Anfang des Jahres, welche Fachkräfte und Qualifikationen auf dem Weg in die Klimaneutralität konkret gesucht werden. Was bereits feststeht: „Berufsgruppen, in denen es Engpässe bei der Stellenbesetzung gibt, überschneiden sich in vielen Fällen mit denen, die für den Übergang in eine Green Economy wichtig sind. Das betrifft derzeit vor allem Berufe rund ums Bauen, von Architektur und Bauplanung bis zur Heizungs- und Klimatechnik“, sagt Zika. Der Experte befürchtet, dass der Mangel an Fachkräften die Umsetzung des deutschen Klimaschutzprogramms deutlich verzögern könnte.
Mehrere Online-Stellenportale haben sich auf grüne Jobs spezialisiert. Jan Strohschein, Geschäftsführer von , beobachtet diesen Arbeitsmarkt seit über zwanzig Jahren. „Abgesehen von einem kurzen pandemiebedingten Einbruch 2020 ist die Zahl der Stellenanzeigen in den letzten Jahren stark gewachsen“, sagt er. 700 der insgesamt 1.700 aktuellen Jobangebote auf dem Portal betreffen erneuerbare Energien – ein Bereich, in dem der Anteil hochqualifizierter Beschäftigter besonders groß ist. Diese Anzeigen werden identisch auch auf dem Portal veröffentlicht. Sehr viele Fachkräfte würden auch für den energieeffizienten Bau und Betrieb von Gebäuden gesucht, meint Strohschein: „Hier tut sich gerade sehr viel, besonders im Start-up-Bereich.“ Auch der Bedarf an Landschaftsplanern oder Ornithologinnen sei deutlich höher als noch vor zehn Jahren. Insgesamt liege der Schwerpunkt der gesuchten Qualifikationen klar auf Natur- und Ingenieurwissenschaften sowie Informatik.
Die größte Online-Börse für Jobs im Bereich der erneuerbaren Energien ist . , und sind weitere branchenübergreifende Portale, die zum Teil auch Stellenanzeigen im sozialen Bereich ohne Umweltbezug enthalten. Während alle diese Jobbörsen nur die deutsche Sprache verwenden, sind die Anzeigen auf – dem Portal der Bundesregierung für ausländische Fachkräfte, auf dem aktuell knapp 32.000 Jobangebote stehen – auch auf Englisch, Spanisch und Französisch verfügbar. Green Jobs sind ein Schwerpunkt des Portals, das auch über Visaregelungen oder Beratungsangebote informiert.
Gute Deutschkenntnisse oft Voraussetzung
Prinzipiell haben internationale Bewerberinnen und Bewerber in Mangelberufen gute Chancen. Dafür müssen sie allerdings in den meisten Fällen gute mitbringen. Große Unternehmen, die international aktiv sind und in denen Englisch als Arbeitssprache verbreitet ist, sind tendenziell offener gegenüber Fachkräften aus dem Ausland. Bei kleinen und mittleren Unternehmen und Organisationen, die bei Greenjobs.de stark vertreten sind, beobachtet Jan Strohschein hingegen bisher „wenig Initiative in Richtung ausländischer Arbeitsmarkt“ – am ehesten noch, wenn es um Stellen im Ingenieurwesen und in der Forschung gehe. Das könnte sich mit weiter zunehmendem Fachkräftemangel ändern. Zwar sei die Zahl der Anzeigen nach einem Allzeithoch im Frühsommer aufgrund der Wirtschaftskrise wieder zurückgegangen, sagt Strohschein: „Ich bin aber überzeugt, dass der Boom der grünen Jobs mittel- und langfristig weitergeht.“
Weiterführende Links
Deutschland bietet gerade im Feld der Erneuerbaren Energien viele Job-Chancen – und Perspektiven für internationale Fachkräfte.
Nachhaltigkeit ist das Kernthema wirtschaftlichen Handelns – schon heute.
Das Fachkräfteeinwanderungsgesetz erleichtert seit 2020 die Migration von qualifizierten Arbeitskräften nach Deutschland.