Von Indonesien nach Bayern: Putu Budhas Weg in die Gesundheits- und Krankenpflege
- 2024-11-29
- Ulrike Scheffer
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In unserer gewähren internationale Fachkräfte Einblicke in ihre beruflichen und privaten Erfahrungen, die sie in Deutschland sammeln. Dabei geben sie auch wertvolle Hinweise und praktische Ratschläge für die persönliche Integration und das Ankommen.
Anfang Oktober berichtete Putu Budha aus Indonesien über seine Erfahrungen im Gesundheitswesen und über das Erlernen der deutschen Sprache. Während der Online-Veranstaltung hatten die Teilnehmenden auch die Möglichkeit, ihm Fragen zu stellen. So erhielten sie wertvolle Tipps für ihren Karrierestart in Deutschland.
Putu Budha aus Indonesien hat einen besonderen Zugang zu Deutschland und zur deutschen Sprache. Als er die 10. Klasse besuchte, erhielten Mitschüler:innen von ihm ein für einen Deutschlandaufenthalt. Putu Budha sagte sich: „Das kann ich auch.“ Der heute 26-Jährige ging in seiner Heimat Indonesien auf eine sogenannte -Schule. PASCH steht für „Schulen: Partner der Zukunft.“ Die Initiative verschiedener deutscher Institutionen fördert Schulen außerhalb Deutschlands, an denen Deutsch gelehrt wird und an denen Deutschunterricht einen hohen Stellenwert hat.
Hilfreiche Tipps aus Facebook-Gruppen
Für Putu Budha war der Deutschunterricht in seiner Schule ein wichtiger Grundstein, um sich später in Deutschland zu bewerben. „Als ich die Schule nach der 12. Klasse beendete, hatte ich ein A2-Niveau erreicht“, berichtet er in der Online-Gesprächsreihe. Nach dem Schulabschluss kellnerte er zunächst, er recherchierte aber gleichzeitig, welche Optionen er hatte, . Als gute Quelle erwiesen sich Facebook-Gruppen anderer Indonesier, die schon in Deutschland lebten oder wie Putu Budha noch nach einem Job suchten.
„Am liebsten hätte ich mich als Au-Pair beworben, doch für junge Männer ist das nicht so einfach“, sagt er. Über seine Online-Kontakte erfuhr er von der Möglichkeit, ein soziales Jahr zu absolvieren. Mehrere deutsche Organisationen bieten einen solchen Freiwilligendienst auch für junge Menschen aus dem Ausland an. Über den „Freunde Waldorf Freiwilligendienst“ kam Putu Budha so 2017 ins süddeutsche Berchtesgaden. Dort leistete er ein Freiwilliges Soziales Jahr (FSJ) in einem Heim für Menschen mit Behinderung.
Deutsch lernen durch Selbstgespräche
Aus der Community kam die Frage, ob Putu Budhas Deutschkenntnisse für eine Arbeit, bei der er in Kontakt mit vielen Menschen stand, ausreichten. Putu Budha bekannte, dass er anfangs nur wenig verstand. „Das lag auch daran, dass ich in Bayern war und die Menschen dort “, erinnert er sich. Doch seine Sprachkenntnisse verbesserten sich schnell. Putu Budha entwickelte dafür eine ganz eigene Methode. „Ich lerne auf der Straße und durch Selbstgespräche“, lautet sein Rezept.
Konkret versucht Putu Budha immer und überall mit Menschen zu kommunizieren. In Selbstgesprächen übt er Formulierungen. Auch Podcasts und deutsche Musik hört er oft. Mit diesem autodidaktischen Zugang verbesserte er sein Deutsch innerhalb von rund eineinhalb Jahren deutlich.
Fachkräfte in der Pflegebranche dringend gesucht
Der kleine Ort Berchtesgaden mit seinen rund 7.600 Einwohnern gefiel Putu Budha zwar, anfangs fühlte er sich dort aber einsam. Dafür entschädigte ihn der atemberaubende Blick auf die Alpen, den er von seiner Wohnung aus genießen konnte. „Nach sechs Monaten fühlte ich mich heimisch.“ Am Ende seines FSJ sich Putu Budha um eine Ausbildung als Gesundheits- und Krankenpfleger und fand einen Ausbildungsplatz in der bayerischen Stadt Augsburg.
In der deutschen Gesundheitsbranche, so die Erfahrung, die er seit dem Ende seiner Ausbildung 2022 gemacht hat, ist es relativ einfach, einen Arbeitsplatz zu finden. „Durch den Fachkräftemangel werden überall in Deutschland Pflegekräfte und auch Ärztinnen und Ärzte gesucht. Wenn man sich als Pflegekraft bewirbt, kann man meist schon eine Woche später zum Probearbeiten kommen.“
Deutsche Staatsbürgerschaft beantragt
Inzwischen arbeitet Putu Budha in einer außerklinischen Einrichtung, in der Intensivpatienten betreut werden. Seine Aufgaben sind vielfältig, er trägt außerdem eine große Verantwortung für die schwerkranken Patientinnen und Patienten. Gibt es Unterschiede in der deutschen und indonesischen Arbeitswelt? „In Deutschland wird Wert auf Eigenständigkeit gelegt“, sagt Putu Budha, „nur wenn man Hilfe benötigt, bittet man um Unterstützung. In Indonesien fragen die Kolleginnen und Kollegen dagegen eher von sich aus, ob sie helfen können.“ Grundsätzlich seien seine Kolleginnen und Kollegen in Deutschland aber sehr hilfsbereit und nett, so Putu Budha.
Wenn möglich, fliegt Putu Budha einmal im Jahr nach Indonesien, um Freunde und Familie zu besuchen. An eine Rückkehr in seine Heimat denkt er erst einmal nicht. „Deutschland ist zu meinem zweiten Zuhause geworden.“ Inzwischen hat er die deutsche Staatsbürgerschaft beantragt. Sein Freundeskreis in Augsburg besteht zum überwiegenden Teil aus Indonesier:innen. „Manche meiner Freunde, die wie ich einen Hund besitzen, habe ich beim Gassi gehen kennengelernt.“
Eine erfolgreiche Karriere in Deutschland
Sein Deutsch hat nicht darunter gelitten, dass er seine Freizeit oft mit Menschen aus Indonesien verbringt. „Ich werde häufig für meine guten Sprachkenntnisse gelobt. Das motiviert mich sehr“, sagt Putu Budha. Auch auf seinen beruflichen Werdegang ist er stolz: „Ich habe in Indonesien als Kellner angefangen. Jetzt bin ich Gesundheits- und Krankenpfleger in Deutschland“. Und wann wusste er, dass er in Deutschland wirklich angekommen ist? „Irgendwann haben meine Eltern in meinen Träumen Deutsch gesprochen, obwohl sie das natürlich gar nicht können.“