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Von Santiago nach Stuttgart: Raúls Karriere in der Weinbranche

© alvarez / gettyimages

In der Gesprächsreihe geben internationale Fachkräfte Einblicke in ihre beruflichen und privaten Erfahrungen. Sie berichten darüber, wie es ist, in Deutschland Fuß zu fassen. Dabei geben sie auch wertvolle Tipps und praktische Ratschläge für die persönliche Integration.

Im jüngsten Gespräch stellte Raúl Pentoja, ein Sommelier aus Chile, seine Reise von Santiago nach Stuttgart vor. Raúl hat es geschafft, sich in der deutschen Weinbranche zu etablieren und teilte seine Erfahrungen sowie die Herausforderungen, denen er begegnete. Während der Online-Veranstaltung hatten die Teilnehmenden die Möglichkeit, ihm Fragen zu stellen. So konnten sie wertvolle Tipps für ihre eigenen Bewerbungen und für die Integration in Deutschland erhalten.

Raúl Pantojas Weg nach Deutschland

Raúl Pantoja absolvierte in Chile eine Ausbildung zum Hotelfachmann und erweiterte seine Qualifikationen später mit einer Weiterbildung zum Sommelier. Bereits während seiner Ausbildung belegte er Deutschkurse am Goethe-Institut in Santiago de Chile.2017 entschloss er sich, mit einem „Work and Travel“-Visum nach Deutschland zu kommen, um seine Sprachkenntnisse zu vertiefen.

Vor der Abreise frischte er seine Sprachkenntnisse mit einem Privatlehrer auf. „Ich dachte, so wäre ich gut vorbereitet. Doch in Deutschland merkte ich schnell, dass das nicht reichte. Ich konnte nicht gut kommunizieren“, erklärt Raúl Pantoja während der Online-Veranstaltung.

Deutsch lernen als Schlüssel zur Integration in Deutschland

Der Erwerb der deutschen Sprache stellte für Raúl Pantoja die größte Herausforderung dar. Er investierte daher viel Zeit, um sein Deutsch zu verbessern. Kurse und Bücher sind aus seiner Sicht dabei nicht die besten Hilfsmittel, sondern die Praxis. „Ich habe unheimlich viel von meinen Kolleginnen und Kollegen gelernt“, sagt er. Mittlerweile hat er das Sprachniveau C1 erreicht, bleibt aber weiterhin wissbegierig. Auch heute bittet er Kolleginnen oder Kollegen, ihn zu korrigieren oder E-Mails gegenzulesen, bevor er sie abschickt. „Ich lerne noch immer jeden Tag etwas dazu.“

Wie Raúl Pantoja seinen ersten Job in Deutschland fand

Raúl Pantojas Einstieg in die deutsche Arbeitswelt erfolgte über einen glücklichen Zufall. Nach seinem Work and Travel-Aufenthalt zog es Raúl zunächst zurück in seine Heimat. Da sich ihm dort jedoch kaum berufliche Perspektiven boten, suchte er nach einer Arbeitsmöglichkeit in Deutschland. In einem Restaurant in Chile lernte er einen Sommelier aus Frankreich kennen, der ihm half, den Kontakt zu einer Weinhandlung in Stuttgart zu knüpfen.Raúl Pantoja ergriff die Chance und verzichtete auf seinen ursprünglichen Plan, nach Berlin zu ziehen. Dank der Vermittlung erhielt er sehr schnell ein Jobangebot und auch die Formalitäten liefen reibungslos. „Wenn ein Arbeitgeber Interesse zeigt, ist es relativ einfach, ein Visum zu erhalten“, sagt er. Innerhalb von zwei Monaten hatte Raúl Pantoja alle erforderlichen Papiere zusammen.

Warum ein gutes Gehalt nicht alles ist: Raúls Erfahrungen in Stuttgart

Die Arbeit in der Weinhandlung erwies sich als Glücksgriff: Ein Familienbetrieb mit netten Kolleginnen und Kollegen. „An die Weinhandlung ist eine kleine Bar angeschlossen. Nach Geschäftsschluss sitzen wir oft in der Bar zusammen, probieren Weine, quatschen und gehen manchmal noch tanzen.“ So schloss Raúl Pantoja in Stuttgart schnell neue Freundschaften. Einige Freund:innen sind für ihn wie eine Familie. Das vergleichsweise geringe Gehalt und die fehlenden Zusatzleistungen des kleinen Familienbetriebs fielen dabei kaum ins Gewicht.

Auch die Wohnungssuche in Stuttgart, die ihm zuvor Sorgen bereitet hatte, gestaltete sich einfacher als erwartet. „Ich hatte mich zunächst in einem Hostel eingemietet. Mit einem vorgefertigten Zettel machte ich mich auf Wohnungssuche und schon nach vier Tagen fand ich ein günstiges Zimmer.“ In Stuttgart fühlte er sich schnell heimisch: „Es gibt viel Natur und die Wege sind kurz“.

Die erste Zeit, allein in einer fremden Stadt, sei dennoch nicht einfach gewesen, gesteht Raúl Pantoja. Kontakt zu Chilenen vermied er aber. „Ich kenne Menschen, die leben seit 10 Jahren in Deutschland und bewegen sich nur in ihrer Bubble.“ Eine Integration sei so nicht möglich und auch die Sprache lerne man dann kaum, so Raúl Pantoja.

Beruflicher Aufstieg: Neuer Job in einer Online-Weinhandlung in Bremen

Obwohl Raúl Pantoja sich in Stuttgart sehr wohl fühlt, entschied er sich, einen neuen beruflichen Schritt zu wagen. In Bremenwird er künftig als Einkäufer für eine renommierten Online-Weinhandlung arbeiten. „Einen solchen Job habe ich immer gesucht. Ich habe aber auch Angst, weil ich nun noch einmal von vorn anfangen muss.“ Vor allem die Wohnungssuche gestaltet sich diesmal als schwierig. So wird Raúl Pantoja statt in eine eigene Wohnung zunächst in ein Zimmer ziehen.

Beruflich ist der neue Job für Raúl Pantoja ein Aufstieg: Neben einem besseren Gehalt bietet die neue Stelle zahlreiche Vorteile, wie ein ein Jobrad und ein Deutschlandticket für die Bahn. Damit kann er durch ganz Deutschland reisen.

Raúl Pantojas Tipps für einen erfolgreichen Start in Deutschland

Zum Abschluss der Veranstaltung gab der Chilene den Teilnehmenden wertvolle Ratschläge. Eine Teilnehmerin fragte ihn, ob er rückblickend etwas anders machen würde. Seine Antwort: Anfangs sei er zurückhaltend gewesen und habe zum Beispiel nicht den Mut gehabt, nach einer Gehaltserhöhung zu fragen. „Wenn man seinen Job gut macht, sollte man sich das aber ruhig trauen.“ Als weiteren Punkt nannte er die Sprache: „Es wäre gut gewesen, vor der Ausreise noch mehr Deutsch zu lernen.“ Denn gute Sprachkenntnisse seien die wichtigste Voraussetzung, um sich in Deutschland zurechtzufinden, so Raúl Pantoja.

Raúl Pantojas Erfahrungen zeigen, dass sich Flexibilität und der kontinuierliche Wunsch zu lernen auszahlen. Nach fünf Jahren in Deutschland zieht er eine positive Bilanz: „Ich sehe eigentlich jeden Tag als Erfolg.“

Kommentare

  • Kalyani Madan

    25.09.2024

    Vielen Dank fürs Teilen der Nachricht. Ich bin mir sicher, dass der Junge Mann bestimmt von der neusten Gelegenheit profitieren wird. Er hat Glück. In Deutschland arbeiten zu können ist immer Traum gewesen, ich habe viele Chance verloren , mal wegen der Familienverantwortungen, mal wegen eigener Hemmungen. Mit 56 habe ich weniger Chancen, im deutschsprachigen Raum einen Job zu finden. Deshalb unterrichte ich Deutsch online, möchte sehr gerne gute deutsche Bücher ins Hindi übersetzen, wenn möglich jemandem in Hindi/ Englisch oder Marathi beibringen. Wichtig wäre, dass ich im Kontakt mit der deutschen Sprache bleibe.

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