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Drei Fragen zu SDG 14 – Leben unter Wasser

Agenda 2030
SDG Ziel 14: Leben unter Wasser
Antidia Citores und Sofiane Hadine, Surfrider Foundation
© Sofiane Hadine/Antidia Citores

Wir sprachen mit Antidia Citores, Leiterin der Abteilungen Recht, Lobbyarbeit und Kampagnen bei der Surfrider Foundation Europa, und Sofiane Hadine, verantwortlich für das von der Surfrider Foundation Europa unterstützte Programm Ocean Initiatives, über die Erhaltung von Ozeanen, Meeren und Meeresressourcen, insbesondere durch Müllsammelaktionen. Antidia Citores ist zudem Vorstandsmitglied der EU-Mission Gesunde Ozeane.

1014: Ozeane, Meere und Meeresressourcen sollten erhalten und nachhaltig genutzt werden. Was beobachten Sie bei der Surfrider Foundation Europa im Hinblick auf dieses Ziel und warum sehen Sie hier Handlungsbedarf? Wie arbeitet die Surfrider Foundation Europa?

Antidia Citores: Der Zustand der Ozeane, Meere und Meeresressourcen ist in jeder Hinsicht alarmierend. Übersäuerung, Küstenerosion, Klimawandel, ansteigender Meeresspiegel etc. schaden nicht nur dem Leben unter Wasser. Sie schaden auch uns Menschen, da wir von Fisch und anderen Ressourcen abhängig sind, die uns die Ozeane liefern. Der Weltklimarat (Intergovernmental Panel on Climate Change, ICCP) warnt in seinem Bericht vom Oktober 2020, dass die globale Erwärmung große Risiken für Meeresbiodiversität, Fischgründe, Meeresökosysteme und ihre kritischen Funktionen und Aufgaben darstellt. Und die EU-Kommission stellte fest, dass umfassende Maßnahmen erforderlich sind. Das ist unsere Realität und der Grund für uns, aktiv zu werden.

Die Surfrider Foundation Europa wurde 1990 von einer Gruppe Surfer:innen ins Leben gerufen, die ihren Tummelplatz schützen wollten. Sie ist heute auf 13.000 Mitglieder in ganz Europa angewachsen, aber im Kern der Organisation steht immer noch die Basisbewegung zum Schutz unserer Küsten und Ozeane.

Bei der Surfrider Foundation Europa bieten wir mehrere Handlungsansätze. Erstens liefern wir mithilfe gesammelter Daten wissenschaftliche und rechtliche Expertise. Was passiert in den Ozeanen und welche Auswirkungen hat das? Zweitens sensibilisieren wir durch Informationsverbreitung und Aufklärung. Und drittens setzen wir uns auf der politischen Bühne in Europa für Veränderungen ein. Unsere Aktionen zielen auf drei Hauptthemen ab: Wasserqualität, Meeresmüll (Plastik) und Klimawandel. Wir beteiligen und arbeiten mit allen gesellschaftlichen Akteur:innen: Bürger:innen als Wähler:innen und Verbraucher:innen, lokalen Behörden als Entscheidungsträger:innen, und Firmen, dem Privatsektor, als Produzent:innen von Gütern, Dienstleistungen und Wohlstand sowie als Arbeitgeber:innen. Wir beraten und ermutigen zu Best Practices. Mit unseren 43 Ortsverbänden in ganz Europa, in denen sich Freiwillige in 11 verschiedenen europäischen Ländern engagieren, erweitern wir unseren Aktionsradius weit über unsere Zentrale in Biarritz hinaus und bleiben unserem Gründungsauftrag als Basisbewegung treu. Eines unserer Programme sind die Ocean Initiatives, die durch Aufklärung, partizipative Forschung und Lobbyarbeit mithilfe der Organisation von Strandreinigungen gegen Müll in Gewässern kämpfen.

1014: Mit Ihren Ocean Initiatives bieten Sie eine Plattform, die Bürger:innen dazu mobilisiert, „Teil der Lösung“ zu werden. Könnten Sie schildern, wie eine typische Strandreinigung durchgeführt wird – von der Organisation der Veranstaltung über das eigentliche Aufsammeln und Säubern bis hin zum Erstellen des Berichts?

Sofiane Hadine: Wir organisieren Müllsammelaktionen mit Unterstützung der Surfrider Foundation Europa an Stränden, Seen, Flüssen und Meeresböden. Die lokalen Organisator:innen besuchen zunächst unsere Website und beantworten eine Reihe von Fragen wie Datum, Ort und Uhrzeit der Müllsammelaktion. Sie wählen zudem die gewünschten Sammelutensilien aus. Nach dieser Registrierung schickt die Surfrider Foundation Europa die Sammelutensilien an die Organisator:innen.
Wir stellen den lokalen Organisator:innen dann einen Leitfaden für Organisator:innen (ein Dokument, dass sie von A bis Z durch den Prozess der Organisation einer Müllsammelaktion leitet) und ein Awareness Sheet zur Verfügung (ein zweiseitiges Dokument, dem sie am Tag der Müllsammelaktion folgen können).

Am Tag der Sammelaktion wird das Vorgehen in drei Phasen aufgeteilt, die drei Zielen dienen:

Erstens – Sammelphase – Ziel Sanierung: Es ist an der Zeit, das zu schützen, was uns am Herzen liegt. Die Freiwilligen statten sich mit Tüten und Handschuhen aus und sammeln so viel Müll wie möglich.

Zweitens – Bewusstseinsbildungsphase – Ziel Bewusstseinsbildung: Als nächstes verliest der/die Organisator/in vom Awareness Sheet eine Grußbotschaft an die Teilnehmer:innen. Das ist der wichtigste Teil, denn Müllsammeln nur um des Müllsammelns willen ist sinnlos. Entscheidend ist, dass wir unser Verhalten ändern. Diese Veränderung wird durch Sensibilisierung erreicht.

Drittens – Quantifizierungsphase, die optional ist – wissenschaftliche Zielsetzung: Der/die Organisator/in und die Teilnehmer:innen quantifizieren und qualifizieren den gesammelten Müll.

Jedes Jahr stellt die Surfrider Foundation Europa alle Daten zusammen, die von den Freiwilligen gesammelt wurden, und erstellt damit die Umweltbilanz – ein umfassendes Dokument, das einen Überblick über den Stand der Verschmutzung von Europas Stränden, Seen und Flüssen liefert. Diese Daten sind entscheidend: Sie sind die Grundlage für unsere tägliche Arbeit zum Schutz der Ozeane.

1014: Was sollte Ihrer Meinung nach in einer idealen Welt noch getan werden, um Ozeane, Meere und Meeresressourcen zu erhalten und nachhaltig zu nutzen?

Antidia Citores: Der Ozean ist die Grundlage für das Leben auf der Erde. Eine Sauerstoff- und Nahrungsquelle, die das Klima reguliert und eine Vielzahl an Ökosystemen beherbergt, die von unserer menschlichen Aktivität hochgradig bedroht sind.

In einer idealen Welt bräuchten wir keine Programme wie die Ocean Initiatives mehr. Unsere Gesellschaften hätten beispielsweise die Umstellung von Einweg- zu wiederverwendbaren Produkten vollzogen, was die Verschmutzung der Ozeane und Meere mit Plastik dramatisch reduzieren würde. Wir müssen jedoch Geduld haben, denn Plastik bleibt jahrzehnte- und sogar jahrhundertelang in den Ozeanen und Meeren. Aber wir müssen anfangen, Müll und Schadstoffe von vornherein zu vermeiden. Die Vermeidung sollte oberste Priorität haben. Wir sollten auf eine Art leben, die nachhaltig ist und unsere Ozeane, Meere und Meeresressourcen bewahrt.

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