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Engagiert gegen den Welthunger

Agenda 2030
SDG Ziel 2: Kein Hunger
Teilnehmende des SDG Alumni-Projekts IGW 2023 im Rahmen der Grünen Woche © DAAD / Lleshi

Die Versorgung aller Menschen mit angemessenen Lebensmitteln ist eines der Nachhaltigkeitsziele der Vereinten Nationen. Doch die Zahl der hungernden Menschen nimmt weltweit zu. An der erforderlichen Transformation der Ernährungssysteme beteiligen sich Deutschland-Alumni und -Alumnae aus der ganzen Welt.

Die Corona-Pandemie, der russische Angriffskrieg in der Ukraine, der Klimawandel und das Artensterben: Mehrere Krisen vergrößern die Ernährungsunsicherheit in zahlreichen Ländern. Darauf aufmerksam machte Ende Januar 2023 die Internationale Grüne Woche (IGW) in Berlin, die weltweit wichtigste Messe für Ernährung, Landwirtschaft und Gartenbau. Ganz im Zeichen der Ernährungssicherheit und der Transformation der Ernährungssysteme stand dabei das Global Forum for Food and Agriculture (GFFA) des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL): Auf der internationalen Eröffnungskonferenz der IGW diskutierten renommierte Expertinnen und Experten sowie politische Entscheidungsträger darüber, wie krisenfeste und klimafreundliche Ernährungssysteme gestaltet werden können.

Ein Blick auf die Statistik macht die Dringlichkeit der Aufgabe deutlich: Laut BMEL hungerten bereits 2021 weltweit zwischen 702 und 828 Millionen Menschen; das waren 46 Millionen mehr als 2020 und 150 Millionen mehr als 2019. Aufgrund des Krieges in der Ukraine hat sich die Situation in zahlreichen Ländern weiter verschärft, sodass damit die größte globale Nahrungsmittelkrise seit dem Zweiten Weltkrieg droht. 

Für Innovationen und tragfähige Lösungen, die der Nahrungsunsicherheit, dem Klimawandel und dem Artensterben gleichermaßen begegnen, ist internationale Zusammenarbeit gefragt. Der DAAD unterstützt dies unter anderem mit seinen SDG-Alumniprojekten möglich, die sich an den Sustainable Development Goals (SDGs) der Vereinten Nationen orientieren.


Das Thema Ernährungssicherheit stand auch im Mittelpunkt des SDG Alumni-Projekts IGW 2023 im Rahmen der Grünen Woche: Deutschland-Alumni und -Alumnae aus dem Globalen Süden besuchten Seminare an mehreren deutschen Hochschulen und traten auf der Grünen Woche und dem GFFA mit Wissenschafts- und Wirtschaftspartnern aus Deutschland und vielen anderen Ländern in den Dialog. Sie knüpften Kontakte, informierten sich über neueste Forschungsergebnisse und Technologien und können das Wissen nun in ihr Land hineintragen.

Austausch mit klugen Köpfen

Zudem lieferten sie selbst wertvollen Input: DAAD-Alumna Prof. Dr. Farhat Naz, außerordentliche Professorin für Soziologie und Leiterin der School of Liberal Arts am Indian Institute der Technologie Jodhpur (IITJ), konzentriert sich als Entwicklungssoziologin in ihrer Forschung auf Nachhaltigkeit, Politik und Governance in den Bereichen natürliches Ressourcen- und Wassermanagement, Klimawandel sowie Katastrophenrisikominderung. „Aktuell arbeite ich daran, wie sich die lokalen Gemeinschaften in der Region Thar in Indien an den Klimawandel anpassen, mein Fokus liegt dabei auf den Themen Wasser und Landwirtschaft“, sagt sie.

Ihre Erwartungen an das SDG-Alumniprojekt IGW 2023 waren hoch – und wurden voll erfüllt. „Es war sehr interessant, verschiedene Perspektiven zu Landwirtschaft, Ernährungssicherheit und nachhaltiger Entwicklung zu hören“, sagt sie. „Die Interaktion mit klugen Köpfen hat mich zu der Erkenntnis gebracht, dass wir als globale Gemeinschaft unser Wissen teilen und die Herausforderungen zusammen bekämpfen sollten.“

In den Bereichen Ernährungssicherheit, Wasser und Landwirtschaft sei dabei eine dynamische und integrative Politik, die sich an den Menschen und Gemeinschaften orientiere, erforderlich – und ein rasches Handeln. „Aufgrund des Klimawandels steht der ganzen Welt, insbesondere aber Südasien und Afrika langfristig eine Nahrungsmittelkrise bevor“, erläutert Farhat Naz. „Wir Deutschland-Alumni können dank unserer Fähigkeiten, unseres vielfältigen akademischen Hintergrunds, der starken Netzwerke und unserer Spitzenpositionen in der Wissenschaft, Politik und Industrie einen großen Beitrag für die nachhaltige Entwicklung leisten, auch mithilfe zwischenstaatlicher Kooperationen.“ 

DIE ROLLE DER UKRAINE FÜR DIE GLOBALE ERNÄHRUNGSSICHERHEIT UND DIE HERAUSFORDERUNGEN FÜR DIE UKRAINISCHEN LANDWIRTE

Gelungenes Beispiel für ein bilaterales Projekt ist der vom BMEL finanzierte Deutsch-Ukrainische Agrarpolitische Dialog (APD), den DAAD-Alumna Mariya Yaroshko als Leiterin vorantreibt. „Wir beraten seit 2006 die ukrainische Regierung hinsichtlich der Agrarpolitik und der Entwicklung des ländlichen Raums“, erläutert die Ukrainerin.

Yaroshko, die nach ihrer Ausbildung zur Veterinärmedizinerin in der Ukraine ein MBA-Studium in Agrarmanagement an der Hochschule für angewandte Wissenschaften Weihenstephan-Triesdorf absolvierte, arbeitet seit mehr als zehn Jahren für internationale Projekte in den Bereichen Agrarpolitik und ländliche Entwicklung. Sie ist auf die Etablierung einer nachhaltigen und effektiven Verwaltung spezialisiert. Im Rahmen des SDG-Alumniprojekts IGW 2023 des DAAD lernte sie internationale Spezialistinnen und Spezialisten und die Herausforderungen anderer Länder kennen. „Dafür bin ich sehr dankbar“, sagt sie.

Gleichzeitig machte sie auf die schwierige Situation in ihrem Herkunftsland und auf die globalen Folgen des russischen Angriffskriegs aufmerksam: „Die Ukraine ist auf dem internationalen Agrarmarkt insbesondere für Getreide ein wichtiger Player, das hat der Krieg noch einmal deutlich gemacht“, sagt sie. „Aufgrund der fehlenden Exporte sind die Weizenpreise in zahlreichen asiatischen und afrikanischen Ländern so enorm gestiegen, dass sich die Menschen dort Grundnahrungsmittel nicht mehr leisten können.“

Unter der Situation litten auch die ukrainischen Landwirtinnen und Landwirte, die ihre Ernte entweder gar nicht oder nur zu viel geringeren Preisen verkaufen könnten. „Das stellt die weitere Agrarproduktion in der Ukraine infrage.“ Langfristige negative Folgen ergäben sich auch aus der Verschmutzung der Böden durch Schadstoffe aus Bomben oder anderen Waffen. Zudem habe der Krieg den Bestand von Tieren wie Schweinen, Rindern und Hühnern um etwa 20 Prozent reduziert. „Für die nächste Dekade wird daher die landwirtschaftliche Produktion in der Ukraine in jedem Fall eingeschränkt sein“, sagt Yaroshko. Gleichzeitig habe die Ukraine auch mit dem Klimawandel und dem Verlust der Biodiversität zu kämpfen. „Von anderen Ländern, die dem Klimawandel bereits stärker ausgesetzt sind, kann die Ukraine Lösungsstrategien übernehmen“, erläutert sie. „Die Möglichkeit zum Austausch, wie ihn die SDG-Alumniprojekte des DAAD bieten, ist gerade in Krisenzeiten äußerst wichtig.“

Konkurrenz zwischen Biokraftstoffen und Nahrungsmitteln

Vom fachlichen Dialog mit anderen Deutschland-Alumni und -Alumnae profitierte auch Agrarwissenschaftlerin Silvia Navaro. Die Argentinierin, die derzeit als Marktanalystin und Expertin für Ernährungssicherheit für das Finanzdienstleistungsunternehmen S&P Global in Brasilien arbeitet, nahm zum ersten Mal an einem SDG-Alumniprojekt des DAAD teil. „Ich habe damit einen Einblick in unterschiedliche Weltregionen und die verschiedenen Kontexte im Hinblick auf nachhaltige Ernährung gewonnen“, erläutert Navaro, die mit einem DAAD-Stipendium ihren Master in Agribusiness an der Georg-August-Universität Göttingen sowie der Universität von Talca absolvierte.

Auch Argentinien und Brasilien seien von der globalen Ernährungskrise betroffen, die sich insbesondere in höheren Preisen von Lebensmitteln bemerkbar mache. „Beide Länder produzieren Agrarprodukte wie Mais und Zuckerrohr, die auch zur Gewinnung von Bioenergie verwendet werden können“, erzählt sie. „Es hat sich eine Konkurrenz hinsichtlich deren Nutzung als Nahrungsmittel oder Biokraftstoffe entwickelt.“ Zur Bewältigung des fatalen Wettbewerbs seien veränderte Rahmenbedingungen sowie eine interdisziplinäre Arbeit zwischen Politik, Wirtschaft und Wissenschaft notwendig. Zudem sollten andere Ressourcen zur Energiegewinnung gefunden werden. „Ich hoffe, dass ich gemeinsam mit anderen Deutschland-Alumni Lösungen entwickeln kann“, sagt Navaro. „Aus dem Austausch mit ihnen gewinne ich Inspiration und Motivation. Es zeigt mir, dass ich nicht allein bin.“

Vom fachlichen Dialog mit anderen Deutschland-Alumni und -Alumnae profitierte auch Agrarwissenschaftlerin Silvia Navaro. Die Argentinierin, die derzeit als Marktanalystin und Expertin für Ernährungssicherheit für das Finanzdienstleistungsunternehmen S&P Global in Brasilien arbeitet, nahm zum ersten Mal an einem SDG-Alumniprojekt des DAAD teil. „Ich habe damit einen Einblick in unterschiedliche Weltregionen und die verschiedenen Kontexte im Hinblick auf nachhaltige Ernährung gewonnen“, erläutert Navaro, die mit einem DAAD-Stipendium ihren Master in Agribusiness an der Georg-August-Universität Göttingen sowie der Universität von Talca absolvierte.

Auch Argentinien und Brasilien seien von der globalen Ernährungskrise betroffen, die sich insbesondere in höheren Preisen von Lebensmitteln bemerkbar mache. „Beide Länder produzieren Agrarprodukte wie Mais und Zuckerrohr, die auch zur Gewinnung von Bioenergie verwendet werden können“, erzählt sie. „Es hat sich eine Konkurrenz hinsichtlich deren Nutzung als Nahrungsmittel oder Biokraftstoffe entwickelt.“ Zur Bewältigung des fatalen Wettbewerbs seien veränderte Rahmenbedingungen sowie eine interdisziplinäre Arbeit zwischen Politik, Wirtschaft und Wissenschaft notwendig. Zudem sollten andere Ressourcen zur Energiegewinnung gefunden werden. „Ich hoffe, dass ich gemeinsam mit anderen Deutschland-Alumni Lösungen entwickeln kann“, sagt Navaro. „Aus dem Austausch mit ihnen gewinne ich Inspiration und Motivation. Es zeigt mir, dass ich nicht allein bin.“

Steigende Preise für Grundnahrungsmittel

Auf international abgestimmte, zukunftsweisende Strategien zur Ernährungssicherheit setzt auch Dr. Erick Towett, der bereits zum vierten Mal das GFFA besuchte. Der DAAD-Alumnus aus Kenia, der nach seinem Master in Tropischer und internationaler Landwirtschaft an der Universität Göttingen in Globaler Ernährungssicherheit an der Universität Hohenheim promovierte, arbeitet seit mehr als 15 Jahren in der landwirtschaftlichen Forschung und Entwicklung und hat sich auf Innovationen in den Bereichen Spektrometer, Software und Kapazitätsentwicklung spezialisiert. Derzeit ist er Direktor seines eigenen Beratungsunternehmens Kiperam Fam Ltd.

„In Kenia herrscht eine akute Nahrungsunsicherheit“, sagt er. Eine von mehreren Ursachen dafür sei die Dürre: In manchen Regionen Kenias habe es seit drei Jahren nicht mehr geregnet. „Die Ernte ist unterdurchschnittlich ausgefallen und auch der Bestand der Weidetiere ist zurückgegangen.“ Zudem habe die Bevölkerung mit einer hohen Inflation von etwa zehn Prozent zu kämpfen, die die Preise für Nahrungsmittel, Transport und Kraftstoffe drastisch steigen lasse. „Ein weiterer wichtiger Faktor der Krise liegt in der Entscheidung der Regierung, große landwirtschaftliche Subventionsprogramme zu beenden, das befeuert zusätzlich die Preise von Grundnahrungsmitteln wie Mais.“  

Angesichts der multiplen Krisen fordert Towett die Zusammenarbeit der Weltgemeinschaft – und nationale Strategien. Als positiven Schritt bewertete er die Ankündigung der kenianischen Regierung, Düngemittel für die nächste Saison zu subventionieren. „Regionen, in denen es ausreichend regnet, sollten meiner Ansicht nach eine zusätzliche staatliche Förderung erhalten,“ sagt er. Als Experte für Spektraltechniken und Datenanalysen setzt er für die Bewältigung der Hunger- und Klimakrise auch auf die systematische Untersuchung und qualitative Verbesserung der Böden, der Pflanzen und des Wassers. „Als Wissenschaftler kann ich hier einen Beitrag leisten“, sagt Erick Towett. „Mithilfe meiner Messungen ist es mir möglich, unterschiedlichen Stakeholdern wie beispielsweise der Regierung oder den Landwirten wichtige Informationen bereitzustellen.“

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