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Eine App gegen Fake News und Populismus

SDG Ziel 4: Hochwertige Bildung
Junge Erwachsene sitzen nebeneinander und schauen auf ihre Smartphones.
© Getty Images/FilippoBacci

Chris Brown, Professor für Erziehungswissenschaften an der University of Southampton, ist Teilnehmer der . Mit seiner Idee, der Effective Living App, möchte er Menschen helfen, positive Ideen zu entdecken, kritisches Denken zu fördern und Populismus oder Verschwörungstheorien zu hinterfragen. Sein Projekt verbindet wissenschaftliche Erkenntnisse mit innovativer Technologie.

Vor zwei Jahren machte Chris Brown in seiner Heimatstadt Southampton in England einen kleinen Spaziergang – und sah, wie Menschen ihren Müll auf die Straße warfen. Er war fassungslos und fragte sich: Warum gehen die Menschen so achtlos mit den Straßen um, in denen sie leben?

Reaktion auf die Krisen der Zeit

„Es war ein banaler Moment“, sagt Brown später in einem Video-Interview, „aber ich war schon länger verzweifelt über die Welt, angesichts all der Krisen, aus denen wir seit der Corona-Pandemie nicht mehr herauskommen.“ Müll achtlos auf die Straße zu werfen, war für Brown ein Symbol dafür, was in der Gesellschaft schiefläuft: Viele Menschen fühlen sich seiner Erfahrung nach nicht mit ihrer Umgebung verbunden und interessieren sich nicht mehr für die Gemeinschaft. Symptome dafür seien die Popularität populistischer Parteien, die Verbreitung von Falschinformationen, Impfgegnerinnen und -gegner, Verschwörungstheoretiker und -theoretikerinnen. Auf seinem kleinen Spaziergang durch Southampton beschloss Chris Brown, dass er etwas verändern wollte.

Chris Brown ist Professor für Erziehungswissenschaften an der University of Southampton im Süden Englands. Seit 2021 ist er auch Gastprofessor an der Universität Tübingen. Im Jahr 2024 nimmt Brown an der Community Challenge des Alumniportals Deutschland teil. Seine Idee: eine Ideen-App mit dem Namen .

Positive Inspirationen

Brown beschäftigt sich in seiner Forschung schon lange mit der Frage, wie die Menschheit von Ideen profitieren kann. In den vergangenen Jahren hat er das Konzept der „Ideenbasierten Gesellschaft“ entwickelt. Darin unterscheidet er zwischen positiven und dunklen Ideen – die einen nützen uns, die anderen schaden uns. 

Dunkle Ideen gaukeln Menschen demnach Dinge vor, die falsch sind und ihnen schaden. Und während sich die Menschen in ihnen verlieren, ziehen die guten Ideen an ihnen vorbei: positive Ideen, die für ihr Leben nützlich sein könnten. Zum Beispiel Ideen für ein gesundes und glückliches Leben.

Ideen sind mächtig, gute wie schlechte. Wie also, dachte Brown damals auf seinem Spaziergang, kann ich Menschen dazu bringen, sich den positiven Ideen zuzuwenden? Und wie kann ich ihnen helfen, Ideen kritischer zu betrachten – um schneller zu erkennen, wenn sie nicht wissenschaftlich fundiert sind.

Ergebnisse einer repräsentativen Studie

„Ich habe viel darüber nachgedacht, wie man so etwas praktisch umsetzen kann“, sagt Brown. „Wie bringt man Menschen dazu, sich zu verändern?“ Damals lernte er Italienisch mit einer App – und nutzt sie auch heute noch. Das brachte ihn auf die Idee, sein Projekt mit einer App umzusetzen, denn: „Apps sind großartig, um Gewohnheiten zu entwickeln und sich mit anderen zu einem bestimmten Thema zu vernetzen.“

Im Juli 2024 führte Brown dazu eine repräsentative wissenschaftliche Studie durch. 7.000 Menschen aus sieben europäischen Ländern – Finnland, Schweden, Italien, Schweiz, Niederlande, Spanien und Großbritannien – nahmen daran teil und erhielten einen Fragebogen. Aus den Antworten wollte Brown lernen: Inwieweit sind die Ideen, die Offenheit für Ideen und die Auseinandersetzung mit Ideen vom Bildungsniveau, dem sozialen Umfeld und der Denkweise einer Person geprägt?

Das Ergebnis der Studie bestätigte Browns Vermutung, dass Menschen eher mit einem dunklen Gedankengut – also Verschwörungstheorien, Populismus oder Ähnlichem – in Berührung kommen, wenn sie einen niedrigen Bildungsstand haben, diese Ideen in seinem oder ihrem sozialen Umfeld eine Rolle spielen und sie eher kurzfristig denken. Genau diese Menschen will Brown nun mit seiner App erreichen.

Spannende Ideen, nützliche Tools

„Ich möchte, dass die App ihnen tolle Ideen präsentiert“, sagt Brown. Außerdem soll die App nützliche Tools bieten, um Ideen kritisch zu hinterfragen. Nutzende sollen lernen, sich Fragen zu stellen: Welche Thesen stehen hinter dieser Idee, sind sie wissenschaftlich fundiert? Steckt jemand mit einem bestimmten Interesse dahinter? „Die Menschen sollen sich über die App mit verschiedenen Ideen auseinandersetzen – guten und schlechten – und lernen, das eine vom anderen zu unterscheiden“, sagt Brown.

Die Zielgruppe sind junge Menschen mit niedrigem Bildungsstand. Sie will der Erziehungswissenschaftler erreichen, indem er zum Beispiel Schulen besucht und die App bei Lehrerinnen und Lehrern bekannt macht. „Die App soll nicht zu textlastig sein, ich möchte viel Visuelles“, sagt Brown. Sie solle auch niemanden bevormunden, das betont Brown – sondern eher ein spielerischer Vorschlag sein, das Leben besser zu gestalten.

Community Challenge: Inspiration und Motivation

Die konkrete Umsetzung stehe noch aus. „Ich bin ein Akademiker, kein Geschäftsmann“, sagt Brown lachend. Derzeit sucht er Unterstützende in allen Bereichen: App-Entwicklung, Marketing, außerdem braucht er Institutionen, die ihre Inhalte zur Verfügung stellen wollen, etwa Galerien oder Museen. Bisher habe er einen Juror der Community Challenge als Mentor an seiner Seite, das sei sehr hilfreich. Und natürlich brauche er noch einen Investor oder eine Investorin, sagt Brown. Jemanden, der an seine Idee glaubt. Es habe ihm viel Spaß gemacht, diesen Prozess zu durchlaufen. Er sagt: „Auch, wenn wir nicht gewinnen sollten: Mit dem Alumniportal haben wir jetzt schon tolle Unterstützung gefunden.“

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