Open Access für den freien wissenschaftlichen Austausch
- 2013-09-24
- Sabine Müller
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Statt mühsamer Recherchen in Universitätsbibliotheken oder kostspieliger Zeitschriftenabonnements nutzen wir immer häufiger den „Freien Zugang“ zu wissenschaftlichen Publikationen. Durch die „Open Access“-Bewegung stehen uns viele Forschungsergebnisse uneingeschränkt und kostenfrei im Internet zur Verfügung. Schnell, bequem und umfangreich. Gibt es auch Nachteile?
Wer sich etwa für die aktuellsten Veröffentlichungen in der Krebsforschung interessiert, kann die einschlägigen Fachmagazine wie Science oder Nature in der Universitätsbibliothek lesen oder abonnieren. Renommierte Wissenschaftsjournale garantieren, dass die dort erschienenen Artikel von hoher Qualität sind und häufig von anderen Zeitschriften zitiert werden. Mit dem Vormarsch des Internets sind heute aber viele Publikationen mit wenigen Mausklicks zugänglich. Und das unabhängig davon, in welchem Journal sie erschienen sind. „Open Access“ ist Teil der Bewegung „Open Science“ oder „Öffentliche Wissenschaft“ und umfasst weltweit unterschiedliche Initiativen und Projekte, die wissenschaftliche Studien und Ergebnisse einer größeren Öffentlichkeit zugänglich machen wollen.
In wessen Händen liegt die Macht der Information?
Befürworter:innen von Open Access – darunter viele Wissenschaftler:innen, Forschungseinrichtungen und die interessierte Öffentlichkeit – begrüßen diese Entwicklung. Viele glauben, dass die wissenschaftlichen Magazine beziehungsweise deren Verlage mit hohen Preisen ihre Marktposition ausnutzten. Selbst die Universitätsbibliotheken zahlen für die Abonnements, obwohl die Autor:innen dem wissenschaftlichen Mitarbeiter:innenkreis angehören.
Der Unmut über die Geschäftspraxis der Wissenschaftsverlage führte Anfang 2012 sogar zu einer weltweiten Protestbewegung gegen einen der Verlagskonzerne. Der Mathematiker und Cambridge-Mitarbeiter Timothy Gowers rief zum Boykott des Unternehmens Reed Elsevier auf und entfachte mit seinem Blogeintrag eine internationale Debatte. Auf der Webseite „The Cost of Knowledge“, die im Zuge dessen entstand, fordern inzwischen mehr als 13.000 Wissenschaftlerinnen, dass Autor:innen das Recht haben sollten, ihre Veröffentlichungen im Rahmen von Open Access frei zur Verfügung zu stellen.
Open Access beflügelt den Wissenstransfer per Mausklick
Dass es Alternativen zu teuren und begrenzt zugänglichen wissenschaftlichen Publikationen gibt, zeigt zum Beispiel , die internationale Online-Fachzeitschrift der Public Library of Science. Die Webseite veröffentlicht Open-Access-Artikel und fasst wesentliche Anforderungen an die frei zugänglichen wissenschaftlichen Online-Publikationen zusammen:
Auf die Veröffentlichungen kann von jedem internetfähigen Rechner aus zugegriffen werden; die Autor:innen behalten das Copyright; Manuskripte werden relativ zeitnah veröffentlicht; es findet eine Peer-Review durch Fachleute statt; die Qualität und der sogenannte können über Post-Publication-Tools festgestellt werden; und es besteht die Möglichkeit sich in Communities über die Artikel auszutauschen. Da der Zugriff auf Open-Access-Veröffentlichungen weltweit kostenfrei ist, können auch Menschen in ärmeren Ländern, die aufgrund fehlender finanzieller Mittel kaum Zugang dazu haben, auf wissenschaftliche Informationen zugreifen und diese nutzen.
Motor für die Forschung oder Ideendiebstahl?
Andere Argumente, die für die Open-Access-Alternative sprechen, sind unter anderem die erhöhte Sichtbarkeit und Zitierhäufigkeit der Publikationen sowie die Teilhabe an allen anderen Vorteilen der digitalen Nutzung. Dazu gehören die zeitlich und räumlich unbeschränkte Verfügbarkeit, bessere Auffindbarkeit über Suchmaschinen oder die Möglichkeiten des Speicherns, Kopierens und Druckens. Neben den vielen Pros gibt es jedoch auch eine Reihe von Kontras hinsichtlich der Open-Access-Bewegung.
Bei der Frage nach den Kosten beispielsweise gibt es keine eindeutigen Antworten, da Open-Access-Verlage sehr unterschiedlich arbeiten. Wer zahlt für eine Veröffentlichung? Unterschiedliche Lösungsvorschläge, wie das durch die Autor:innen selbst finanzierte Modell oder das durch Förderorganisationen getragene werden kontrovers diskutiert. Außerdem befürchten einige Gegner:innen von Open Access, dass Forschungsergebnisse und Ideen gestohlen werden könnten. Auch wenn Urheberrechte bei Open Access eindeutig bei den Autor:innen liegen, muss Rechtssicherheit gewährleistet sein. Sogenannte etwa regeln den Nutzungsumfang der Werke eindeutig.
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