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Die deutsche Sprache in der Welt

Eine fröhliche asiatische Frau mit deutscher Flagge posiert am Medienhafen und Fernsehturm in Düsseldorf.
© Getty Images/frantic00

Am 21. Februar ist Internationaler Tag der Muttersprache. Daher blicken wir auf die Verbreitung der deutschen Sprache weltweit. Das Deutsche ist  weit über die Grenzen Deutschlands, Österreichs und der Schweiz hinaus verbreitet: Etwa 110 Millionen Menschen in 42 Ländern sprechen Deutsch als primäre Sprache.

Europa, Afrika, Süd- und Nordamerika, Australien: Die deutsche Sprache mit ihren vielfältigen Dialekten und Varietäten ist in vielen Regionen der Welt zu Hause. In Deutschland, Österreich und der Schweiz sowie Liechtenstein, Luxemburg und Belgien ist Deutsch dabei eine Amtssprache – und innerhalb der Europäischen Union mit mehr als 95 Millionen Sprecherinnen und Sprechern die meistgesprochene Muttersprache. „Aufgrund der gesellschaftlichen Diversität wachsen viele Kinder in Deutschland und anderen europäischen Ländern allerdings mit mehr als einer Sprache auf“, verdeutlicht Prof. Dr. Sebastian Kürschner, der an der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt den Lehrstuhl für Deutsche Sprachwissenschaft innehat. Vielfalt und gehören ebenso zum Alltag deutscher Minderheiten im Ausland – und damit auch Fragen nach der eigenen Zugehörigkeit und Abgrenzung.

Die primäre Sprache, in der Menschen kommunizieren und denken, liefert einen Baustein für die persönliche Entwicklung.

Prof. Dr. Sebastian Kürschner

„Die primäre Sprache, in der Menschen kommunizieren und denken, liefert einen Baustein für die persönliche Entwicklung“, erklärt Kürschner, der zu Sprachminderheiten mit böhmischem und bayerischem Einwanderungshintergrund in Rio Grande do Sul und Santa Catarina in Brasilien forscht. „Angehörige deutscher Minderheiten setzen sich oft stark mit ihrer eigenen Identität auseinander und haben verschiedene Ankerpunkte. Viele von ihnen fühlen sich sowohl dem Land, in dem sie leben, als auch der deutschen Kultur verbunden.“ Nicht alle von ihnen orientierten sich allerdings nach dem modernen Europa: Als Bezugspunkt kann ebenso die jeweilige regionale deutschstämmige Gruppe dienen: „Die Menschen haben häufig ein starkes Traditionsbewusstsein, das durch Familienzusammenkünfte, Feste, Trachten, Musik und weitere Kulturelemente zusätzlich zur Sprache in Erscheinung tritt.“

Historische Hintergründe deutscher Auswanderungsbewegungen

Grund für die zahlreichen deutschsprachigen Gemeinschaften rund um den Globus sind Grenzverschiebungen wie beispielsweise in der Region Elsass und Lothringen sowie Auswanderungsbewegungen seit dem Mittelalter. Hunger, Armut, Streit um Landrechte, Krieg, politische oder religiöse Verfolgung: Im Laufe der Jahrhunderte emigrierten zahlreiche Deutsche unter anderem nach Ungarn, Rumänien, Russland und weitere Teile Osteuropas sowie Nord- und Südamerika. Die Siebenbürger Sachsen, von denen die meisten ursprünglich aus dem Mittelrhein- und Moselgebiet stammen, siedelten sich beispielsweise bereits im 12. Jahrhundert auf einem Gebiet an, das damals zu Ungarn gehörte und heute im Zentrum Rumäniens liegt. Die deutschen Bauern und Handwerker genossen dort privilegierte Rechte und sollten die Grenzen Ungarns sichern. „Im Mittelalter wurden deutsche Handwerker zum Teil von anderen Ländern gezielt angeworben, da man deren Fähigkeiten schätzte“, erklärt Kürschner.

Die deutsche Sprache in der Welt

Die deutsche Sprache in der Welt Die deutsche Sprache in der Welt ©

Die Vielfalt der deutschen Dialekte weltweit

Insgesamt etablierte sich mit den zahlreichen deutschen Auswanderinnen und Auswandern in der Welt ein großes dialektales Spektrum, das sich positiv auf die sprachliche Vielfalt der Gegenwart auswirkt. „Varianten der deutschen Sprache, die aktuell in Deutschland kaum oder nicht mehr zu finden sind, werden in einigen Gebieten der deutschen Diaspora vor dem Aussterben bewahrt“, sagt Kürschner. „Das Pommersche, ein niederdeutscher Dialekt, wird so fast nur noch in Brasilien gesprochen.“ Eine Verbreitung setzte dabei auch die Reformation in Gang: Protestantische Gruppen wie die Mennoniten suchten in Osteuropa und Nordamerika ein neues Zuhause, wo sie ihren Glauben frei ausleben konnten. „Insbesondere Gemeinschaften wie die Amischen und Mennoniten sprechen bis heute Deutsch, Mennoniten verständigen sich über Länder- und Sprachengrenzen hinweg mit einer gemeinsamen niederdeutschen Sprache“, erläutert Kürschner. Zudem veranlassten politische Motive viele Deutsche zu einer Auswanderung in die Vereinigten Staaten:

  • Insgesamt ist heute noch für rund 1,4 Millionen US-Amerikanerinnen und Amerikaner Deutsch die Muttersprache; etwa 45 Millionen haben deutsche Vorfahren.
  • In Namibia ist aufgrund der deutschen Kolonialgeschichte für etwa 20.000 Menschen Deutsch die erste Sprache.
  • Und in Papua-Neuguinea, dessen nördlicher Teil von 1884 bis 1914 deutsche Kolonie war, hat sich „Unserdeutsch“ entwickelt. „Dabei handelt es sich um eine Kreolsprache, die maßgeblich mit einem deutschen Wortschatz gestaltet wird, aber in der grammatischen Struktur durch Sprachkontakt geprägt ist, unter anderem mit der Kreolsprache Tok Pisin.“

Deutsch als Fremdsprache nach wie vor beliebt

Mit dem heutigen Standarddeutschen näher verwandt sind germanische Sprachen wie das Niederländische, das Luxemburgische und das Englische. Wer als Erwachsener Deutsch als Fremdsprache lernen möchte, stolpert möglicherweise über die vielen Verb- und Substantivformen oder das Genus; auch die Bildung des Plurals wird von vielen als schwierig empfunden. „Zudem ist die Syntax im Deutschen so angelegt, dass in Sätzen mit Hilfs- und Modalverben sowie in den meisten Nebensätzen die zentrale Handlung erst am Ende benannt wird“, sagt Kürschner. „Dieses so genannte klammernde Prinzip kann in der Informationsverarbeitung herausfordernd sein.“

Mit Platz 12 auf der Rangliste der meistgesprochenen Sprachen der Welt ist das Deutsche allerdings trotz seiner Stolpersteine überaus beliebt: Rund 15,4 Millionen Menschen lernen weltweit . In Europa ist die Nachfrage besonders groß, auch in einigen afrikanischen Ländern sowie China und Brasilien steigen die Zahlen. Damit verbunden ist oft ein Interesse an der deutschen Kultur – und dem attraktiven Wirtschafts-, .

Weiterführende Links


In 42 Ländern der Welt sprechen Menschen Deutsch als Muttersprache. Warum ist das so? Wir gehen für euch auf Spurensuche.


Deutsch ist die am häufigsten gesprochene Muttersprache in der EU. In vielen Ländern steigt das Interesse Deutsch zu lernen rasant.

Kommentare

  • Mzekala Achaidze

    29.02.2024

    Die deutsche Sprache, ihre Verbreitung auf der Welt und ihre Vermittlung sind interessante Themen für mich. Alle Artikel oder Informationen darüber, sind sehr wchtig für mich, weil ich seit 29 Jahren DaF-Lehrerin bin und mit dem Thema beschäftige.

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