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Kreislaufwirtschaft: Lösungen für eine nachhaltigere Zukunft

SDG Ziel 12: Nachhaltige/r Konsum und Produktion
SDG Ziel 9: Industrie, Innovation und Infrastruktur
Frau repariert Rechner
© Getty Images/Mindful Media

Die ökologische Transformation der globalen Wirtschaft beschäftigt Menschen weltweit. Auch viele Deutschland-Alumni machen sich Gedanken, wie es gelingen kann, wirtschaftliche Entwicklung und den Kampf gegen die Klimakrise in Einklang zu bringen. Die Wiederverwendung wertvoller Ressourcen wird dabei eine wichtige Rolle spielen.

Viele Deutschland-Alumni suchen nach Möglichkeiten, die zu bewältigen. Einige forschen dazu an Universitäten in ihrer Heimat oder auch in Deutschland. Andere suchen ganz konkret nach praktischen Lösungen für ihre Heimatregion, indem sie grüne Startups gründen. Ein wichtiger Aspekt im Kampf gegen die fortschreitende Erderwärmung und deren Folgen ist die sogenannte Kreislaufwirtschaft. Im Juli diskutierten internationale Forschende sowie Expertinnen und Experten der Kreislaufwirtschaft aus der Community der Deutschland-Alumni, wie sie funktionieren kann und welche Schwierigkeiten mit ihr verbunden sind.

Doch was genau ist eigentlich eine Kreislaufwirtschaft? Kurz gesagt, geht es dabei vor allem um Recycling. Rohstoffe, die in Produkten verbaut werden, sollen möglichst lange wiederverwendet werden. So sollten etwa Elektrogeräte nicht einfach auf dem Müll landen, wenn sie nicht mehr benutzt werden, sondern die verbauten Teile und Rohstoffe gesammelt und recycelt werden.

Smartphones als Rohstoffquelle

Ein Smartphone zum Beispiel steckt voller Metalle, die sehr selten und daher wertvoll sind. Dazu zählen Gold, Palladium, Gallium, Germanium, Indium, Neodym, Tantal, Kobalt, Lithium, Platin, Wolfram, Zinn und Seltene Erden. Ein einzelnes Smartphone enthält zwar nur geringe Mengen dieser Metalle. Da weltweit jedes Jahr mehr als 1,5 Milliarden Smartphones verkauft werden, sind zur Produktion der Geräte insgesamt jedoch erhebliche Mengen erforderlich.

Hinzu kommt: Die Menschen, die Rohstoffe abbauen, arbeiten oft unter gesundheitsschädlichen Bedingungen, und auch die Natur leidet unter Minenbetrieben. In einer Kreislaufwirtschaft würden die Rohstoffe zwar weiterhin verwendet, aber bei der Entsorgung eines Produkts nicht weggeworfen, sondern wiederverwendet werden. Die traditionelle, sogenannte lineare Wirtschaft ist dagegen darauf ausgelegt, immer neue Rohstoffe zu verarbeiten und Produkte herzustellen, die man schlecht oder gar nicht reparieren kann.

Künftig sollen Unternehmen auch Abfälle aus der Produktion wiederverwenden und sie zur Energiegewinnung nutzen. Beispielsweise können Strom und Wärme aus Müllverbrennung oder aus der Abwärme von Maschinen den Energieverbrauch und damit den CO2-Ausstoß von Unternehmen erheblich senken.

So funktioniert eine Kreislaufwirtschaft

So funktioniert eine Kreislaufwirtschaft So funktioniert eine Kreislaufwirtschaft ©

Eine Strategie für den Aufbau einer Kreislaufwirtschaft

Die deutsche Bundesregierung hat im Juni 2024 eine Strategie für den Aufbau einer umfassenden Kreislaufwirtschaft in Deutschland vorgestellt, die . Die unabhängige Umwelt-, Entwicklungs- und Menschenrechtsorganisation „Germanwatch“ kommentiert das positiv: „Der vorliegende Entwurf hat das Zeug, Deutschland wieder zum Vorreiter in der Kreislaufwirtschaft zu machen“, schreibt Luisa Denter, Referentin für Ressourcenpolitik und zirkuläres Wirtschaften bei Germanwatch in einem Statement. Allerdings dürfe sich die Regierung nicht hinter vagen Formulierungen verstecken. „Sie muss zügig in die Umsetzung kommen.“

„Risiken und sozialen Folgen der Kreislaufwirtschaft müssen mitgedacht werden“

Daniel Perozo, Umweltökonom und Deutschland-Alumnus aus Brasilien, sagt: „Es gibt keine theoretischen Modelle, wie sich die Kreislaufwirtschaft auf die globale Wirtschaft auswirken wird.“ Er promoviert gerade, forscht und unterrichtet außerdem an der Universität von Brasilia als zeitweiliger Wirtschaftsprofessor. Viele Startups und Forschende hätten zwar gute Ideen für konkrete technische Lösungen bei der Umsetzung einer Kreislaufwirtschaft, sagt Daniel Perozo. Kaum jemand betrachte aber das große Ganze. „Wir wissen zum Beispiel nicht, wie sich eine Kreislaufwirtschaft auf das Bruttosozialprodukt auswirkt.“

Daniel Perozo hält die Einführung von Kreislaufwirtschaften für ein Experiment, das mit Risiken und sozialen Folgen verbunden ist, die bedacht werden müssten – vor allem in Ländern des Globalen Südens: Menschen, die recyclefähiges Material wie Aluminiumdosen sammelten, arbeiteten oft unter unwürdigen und sogar gesundheitsgefährdenden Bedingungen. Solche sozialen Folgen würden bisher nicht berücksichtigt. Eine Kreislaufwirtschaft erfordere daher einen gesetzlichen Rahmen. „Wir müssen es richtig machen“, so der Appell von Daniel Perozo.

Städte als Vorreiter bei Kreislaufwirtschaft

Auch Piyush Dhawan, Nachhaltigkeitsexperte aus Indien und ebenfalls Deutschland-Alumnus, beschäftigt sich mit dem Thema Kreislaufwirtschaft. Er ist Projektleiter eines gemeinsamen Projekts von Deutschland und den ASEAN-Staaten, bei dem es um den Schutz von maritimen Ökosystemen und Lösungen für die geht.

stellt weltweit ein großes Problem dar. Nicht zuletzt, weil die Produktion von Plastik sehr viel Energie erfordert. Deshalb ist es wichtig, Plastikprodukte nicht einfach wegzuwerfen, sondern sie als Rohstoff zu betrachten, aus dem neue Produkte hergestellt werden können. Noch besser wäre natürlich, auf Plastik so weit wie möglich zu verzichten.

Piyush Dhawan sagt, Städte seien Vorreiter für die Umsetzung einer Kreislaufwirtschaft. Denn sie verfügten über Ressourcen, Kapital, Daten und Talente. „Sie sind auch Zentren für Innovationen und damit einzigartig positioniert, um Kreislaufwirtschaftsmodelle wie Sharing-Modelle und Wiederverwendungssysteme zu unterstützen.“ Vorbilder für eine funktionierende Kreislaufwirtschaft sieht er vor allem in der Natur. „Der Wald beispielsweise ist ein perfekter Kreislauf von Ressourcen: Wasser, Kohlenstoff, Mineralien und andere Stoffe werden immer wieder in etwas Neues verwandelt. Nichts bleibt übrig.“

Auch für die Wirtschaft gibt es inzwischen viele Ansätze, Produktionsprozesse so zu gestalten, dass nur noch sehr wenig neue Rohstoffe und externe Energie erforderlich sind, sodass sie wie ein Kreislauf funktionieren. Anders als in der Natur müssen bei der ökologischen Wirtschaftstransformation aber auch die Auswirkungen auf das Leben der Menschen berücksichtigt werden. Zu diesem Thema sind noch viele Fragen offen.

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