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Mit Sprachen die Welt verstehen

© Getty Images/Pekic

Wer sich für ein Studium in Europa entscheidet, steht meist vor der Frage: Lerne ich die Landessprache meines Gastlandes, oder versuche ich mit Englisch durchzukommen? In den meisten Ländern der EU, auch in Deutschland, werden englischsprachige Studiengänge angeboten, auch in vielen Unternehmen ist die Arbeitssprache heute Englisch. In manch einem Berliner Café kann man selbst seinen Kaffee nur auf Englisch bestellen, weil die Servicekräfte ebenfalls wenig oder gar kein Deutsch können.  

Doch es hat viele Vorteile, mehr als nur die eigene Muttersprache und Englisch zu beherrschen. Gerade in Europa. „Europa definiert sich über seine kulturelle Vielfalt und die wiederum ist eng mit der Vielfalt der Sprachen verknüpft“, sagt Holger Hopp. Der DAAD-Alumnus ist Mitgründer und Gesellschafter des Mannheimer Zentrums für empirische Mehrsprachigkeitsforschung (MAZEM) und Professor für Englische Sprachwissenschaft an der Technischen Universität Braunschweig. 

Kulturen verstehen durch Sprachen

Der Zugang zur Kultur eines Landes – und zu den Menschen – ist die Sprache. „Sie ist ein wichtiges identitätsstiftendes Element, ohne Sprachkenntnisse kann man sich daher nicht wirklich integrieren“, erklärt Hopp. Schon bei Begrüßungsformeln gibt es feine Unterschiede in unterschiedlichen Sprachen, die viel über eine Kultur aussagen. Ein lockeres englisches “Hi” etwa kommt in Frankreich nicht bei jedem gut an. Dort fällt die Begrüßung meist sehr höflich aus, in Deutschland eher formaler. Mehrsprachigkeit fördert also das interkulturelle Verständnis. Hopp ist überzeugt: Je mehr Sprachen man spricht, desto besser kennt man die Welt. „Mehrsprachigkeit ist Garant für Kosmopolitismus.“  

Mehr Kreativität und Denkvermögen

Wer mehrere Sprachen beherrscht und neue erlernt, tut aber auch etwas für sein Gehirn. Studien haben nachgewiesen, dass das Erlernen von Sprachen ganz allgemein die Kreativität und auch das Denkvermögen steigert. Holger Hopp sagt, Sprachenlernen sei wie Gehirnjogging. Mehrsprachigkeit könne sogar einen positiven Einfluss auf den Verlauf von Demenzerkrankungen haben. „Es gibt Hinweise darauf, dass der Krankheitsprozess verlangsamt wird.“ Wer es gewohnt sei zwischen unterschiedlichen Sprachen hin und her zu wechseln, sei außerdem in der Lage, auch in anderen Lebensbereichen flexibler zu reagieren. „Solchen Menschen fällt es beispielsweise leichter, Entscheidungen zu treffen.“ 

Auf die Motivation kommt es an

Das klingt alles wunderbar. Wenn es nur nicht so mühsam wäre, sich eine neue Sprache zu erarbeiten. Deutsch zum Beispiel gilt als komplex. Hopp sieht das anders. „Deutsch ist nicht schwerer zu erlernen als andere Sprachen. Wer motiviert ist und ein Ziel vor Augen hat, etwa ein Studium oder eine berufliche Karriere in Deutschland, der wird es schaffen.“ 

Schnelle Fortschritte durch kontextgebundenes Lernen

Das Pauken von Vokabeln und Grammatik bringt allerdings meist nicht den gewünschten Erfolg. In modernen Sprachkursen werden Alltagssituationen simuliert und sprachlich durchgespielt. Kontextgebundenes Lernen nennt man das. Auch außerschulischer Input ist wichtig, vor allem Gespräche mit Muttersprachlerinnen und Muttersprachlern, aber auch die Nutzung sozialer Medien wie Youtube oder Tiktok. Sprachlern-Apps können ebenfalls ein gutes Hilfsmittel sein, um sein Sprachniveau zu verbessern. Übersetzungsprogramme und -Apps empfiehlt Holger Hopp dagegen nur zur Überwindung erster Sprachbarrieren. 

KI ist kein Ersatz für Mehrsprachigkeit

Dass Programme, die auf Künstlicher Intelligenz basieren, das Sprachenlernen einmal überflüssig machen werden, glaubt er im Übrigen nicht: „Technische Übersetzungen werden künftig vielleicht von KI-Programmen übernommen. Die sprachlichen Feinheiten, auf die es in einem Gespräch ankommt oder in der Literatur, können Maschinen aber sicher nicht herausarbeiten.“ 

Am Lernen führt also auch in Zukunft kein Weg vorbei. Immerhin hat die Forschung herausgefunden: Mit jeder erlernten Sprache wird das Sprachenlernen leichter! 

 
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