Die Zukunft des Sprachenlernens

Junger Schüler lernt gemeinsam mit einem Roboter.
© Getty Images/demaerre

Die hat unseren Alltag revolutioniert und macht auch vor der Pädagogik nicht Halt. Innovative Technologien, Medien und Methoden setzen für das Erlernen von Fremdsprachen neue Impulse und bringen Menschen unterschiedlicher Kulturen in Kontakt. Personalisierte Übungen auf dem Tablet, direktes Feedback von der oder spielerische Elemente: Die Digitalisierung gestaltet das Fremdsprachenlernen flexibel, macht es leichter und inklusiver und vereinfacht die Kommunikationen mit Menschen anderer Weltregionen.

Sprachenlernen früher: Lehrbücher, Grammatikhefte und Sprachkabinette

Wer im vergangenen Jahrhundert eine neue wollte, war im Gegensatz dazu weitestgehend auf Lehrbücher, Grammatikhefte, Vokalbellisten und Karteikarten angewiesen – und auf eine qualifizierte Lehrkraft, die den Lernprozess organisierte. Im Vordergrund des Unterrichts, der traditionell im Klassenzimmer oder Seminarraum stattfand, stand das Lesen und Schreiben; der Austausch mit Muttersprachlerinnen und Muttersprachlern war meist nur durch Reisen oder Austauschprogramme möglich. „Zum Trainieren der Aussprache und des Hörverständnisses kamen darüber hinaus Sprachkabinette zum Einsatz, später auch spezielle Fernsehsendungen, Kassetten oder CDs“, sagt Dr. Thomas Köhler, Professor für Bildungstechnologie an der . „Der Gebrauch solcher Medien verlief jedoch eindimensional, da eine Interaktion mit ihnen nicht möglich war.“  

Erste digitale Schritte in der Fremdsprachendidaktik

Dabei habe sich die Fremdsprachendidaktik von Anfang an offen für neue Technologien gezeigt und damit experimentiert: Bereits ab den 1960er-Jahren entwickelten US-amerikanische Hochschulen und Forschungseinrichtungen erste rudimentäre digitale Systeme wie PLATO oder TICCIT, die Vokabelübungen oder Grammatiktests bereitstellten; in den 1990er-Jahren kam mit Rosetta Stone die erste kommerzielle Plattform für das digitale Erlernen von Sprachen auf den Markt. 

„Ein großer Umbruch zeichnete sich etwa ab der Jahrtausendwende ab“, erläutert Professor Köhler. „Ein zunehmend breiterer Zugang zum Internet und zu digitalen Endgeräten wie Smartphones oder Tablets machte Online-Plattformen, die für verschiedene Sprachniveaus interaktive Sprachkurse bereitstellen, für jeden überall und jederzeit verfügbar.“ Ob im Selbststudium oder mit virtuellem Trainer: Mittelweile gibt es zahlreiche Angebote, die das Lernen abwechslungsreich gestalten. Manche Apps nutzen dabei spielerische Elemente, um ihre Nutzerinnen und Nutzer zu motivieren. Durch das Sammeln von Punkten, das Erreichen verschiedener Levels und das Verfolgen täglicher Ziele bleiben sie kontinuierlich am Ball und erzielen damit Erfolge. „Auch Computerspiele, bei denen die Gamer miteinander vernetzt sind und sich in der Fremdsprache austauschen, unterstützen den Spracherwerb, ohne dass er dabei im Vordergrund steht“, sagt Professor Köhler. 

 

Social Media und Online-Communities als Lernhilfe

Dank Social Media oder Online-Communities ist auch die Kommunikation mit Muttersprachlerinnen und Muttersprachlerm und Menschen anderer Kulturen mit nur wenigen Klicks realisierbar, Foren laden zum gemeinsamen Lernen, Austausch von Materialien oder Korrigieren von Texten ein. Zudem regen geteilte Videos zur Auseinandersetzung mit fremden Sprachen an. „Viele unserer internationalen Studierenden rezipieren mediale Inhalte in ihrer Originalsprache“, verdeutlicht Professor Köhler. „Dabei nutzen sie unter anderem Funktionen, die automatisch Untertitel erstellen.“ Die innovativsten Fortschritte werden derzeit durch Künstliche Intelligenz (KI) ermöglicht: E-Learning-Plattformen helfen unter anderem mit ihrem automatischen Feedback dabei, Schwachstellen aufzudecken und Lernergebnisse zu optimieren. „Damit ist ein personalisiertes Lernen und eine individualisierte Förderung viel leichter möglich als früher“, sagt Professor Köhler. Zudem verändere KI unser Verständnis von Medialität. „Bücher sehen wir als Objekte und Informationsträger, KI wird immer mehr zum Subjekt, das uns im Alltag begleitet.“  

Virtuelle Realität und Augmented Reality im Sprachenlernen

Virtuelle Realität (VR) und Augmented Reality (AR) gehen noch einen Schritt weiter: Anwenderinnen und Anwender tauchen beispielsweise mit Mondly AR, FluentWorlds oder VirtualSpeech in andere Welten ein oder erhalten digitale Informationen zu ihrer Umgebung. Interaktive Dialoge mit simulierten Charakteren in Cafés, Hotels, auf Märkten, im Supermarkt oder Restaurant erweitern den Wortschatz – und bieten dabei spannende Erfahrungen.  

Der AR-Modus von hilft beim Echtzeit-Übersetzen von Texten auf Verkehrsschildern oder Speisekarten. „Solche Übersetzungs-Apps wirken allerdings auch dem Spracherwerb entgegen“, erklärt Professor Köhler. Mithilfe der Anwendungen gelinge es, sich im Ausland ohne Kenntnisse der jeweiligen Sprache auch in komplexen Situationen eigenständig zu bewegen. „Ob sich irgendwann aufgrund der technologischen Fortschritte als unnötig erweist, ist durchaus denkbar.“ 

Robotik im Fremdsprachenunterricht

Dass Lernen sich lohnt und Sprache Spaß machen kann, wird allerdings in Finnland deutlich: Hier hat die gehalten. An Schulen unterstützt der humanoide Roboter Elias Erwachsene und Kinder beim Vokabeln pauken oder Grammatik üben – mit viel Geduld und auf spielerische Art und Weise.  

Professor Köhler hält solche Ansätze auch für deutsche Klassenzimmer sinnvoll. „Angesichts des sehe ich darin eine Entlastung der Lehrerinnen und Lehrer“, sagt der Experte. „Zudem könnte videobasiertes, autonomes Lernen den universitären und schulischen Alltag ergänzen.“ 

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